Auch israelische Abgeordnete an Bord

Militär: Weniger Gegenwehr erwartet

Innerhalb Israels gibt es nun Kritik an der Erstürmung der Schiffe der Freiheitsflotte. Allerdings nicht an der Aktion selbst, sondern daran dass die Situation falsch eingeschätzt worden wäre. An Bord waren auch eine arabische Abgeordnete des israelischen Parlaments und ein Scheich. Die verletzten Aktivisten sind großteils Türken.

Mittagsjournal, 01.06.2010

Innerisraelische Kritik an Militär

Über die Vorgangsweise bei der Schifferstürmung und über den blutigen Ausgang wird heute auch in Israel heftig debattiert. "Fiasko auf hoher See", lautet etwa eine Überschrift in der Tageszeitung Haaretz. Kritisiert wird dabei vor allem, dass die Situation auf dem großen türkischen Schiff falsch eingeschätzt worden wäre und die Soldaten bei der Landung zunächst nur Paint-Ball-Gewehre in der Hand gehabt hätten.
"Wir haben einen Widerstand mit viel weniger Gewalt erwartet, sagt einer der Soldaten, tatsächlich haben sie dann versucht, uns zu töten."

480 Aktivisten im Gefängnis

Die Aktivisten sind über Nacht von Bord der sechs Schiffe geholt worden. In der Früh waren rund 50 von ihnen, die zur sofortigen Ausreise bereit waren, schon zum Flughafen gebracht worden. 629 Ausländer wurden in ein Gefängnis in der Nähe der Stadt Beer-Scheva in Südisrael gebracht und sollen dort verhört werden. Diplomatische Vertreter der verschiedenen Staaten, denen die Leute angehören, wollen mit ihnen Kontakt aufnehmen.

Verletzte großteils Türken

Jene, die an Gewaltakten beteiligt waren, sollen vor Gericht gestellt werden, kündigte der Sicherheitsminister an. 45 Ausländer, großteils Türken, liegen in israelischen Krankenhäusern – zwei von ihnen weigern sich, sich in Israel operieren zu lassen.

Israelische Abgeordnete an Bord

Die israelischen Bürger, die mit der so genannten "Freiheitsflotte" mitfuhren, werden separat behandelt. Eine arabische Abgeordnete zum israelischen Parlament wurde schon freigelassen und ist nach Nazareth heimgefahren. Scheich Raed Salah, ein prominenter Führer der Islamischen Bewegung in Nordisrael, wird auf einer Polizeistation verhört. Zugleich haben die Israelis mit der Kontrolle der Hilfsgüter begonnen, die auf den Schiffen transportiert wurden, gegen Mittag sollte ein erster Teil davon per Lastwagen in den Gazastreifen gebracht werden.

Zwei weitere Schiffe unterwegs

Inzwischen braut sich aber schon die nächste Konfrontation zusammen. Die Bewegung "Freies Gaza" will demnächst mit zwei weiteren Schiffen versuchen, die Blockade zu durchbrechen. Eines davon war aus Irland losgefahren und zu spät ins östliche Mittelmeer gekommen, das andere war mit einem Defekt bei Zypern hängen geblieben. Und ein weiterer blutiger Zwischenfall ereignete sich in der Früh auf der Landseite des Gazastreifens. Zwei Palästinenser waren anscheinend durch den Grenzzaun nach Israel eingedrungen. Sie wurden bei einem Feuergefecht getötet.

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