Die Hedy Lamarr Lectures

Kosmopolitische Kommunikation

Wie verändert der globale Nachrichtenstrom die unterschiedlichen Kulturen? Führt er langfristig zu mehr Toleranz, Demokratie und sozialer Gleichheit. Oder fördert er fremdenfeindliche Tendenzen und soziale Ungleichheit?

Bei der Hedy Lamarr Lectures in der österreichischen Akademie der Wissenschaften präsentierte die Autorin des Internet-Standardwerkes "Digital Divide" Pippa Norris ihre Studienergebnisse über kosmopolitische Kommunikation.

In ihrer Studie vergleicht die Politikwissenschaftlerin Pippa Norris von der Harvard University in Cambridge Massachussets 90 Gesellschaften rund um den Erdball. Grundsätzlich nutzen die Menschen die Medien, um von anderen Ländern zu lernen, sagt Pippa Norris.

"Sie erfahren etwas über andere Länder und Menschen. Dadurch bekommen sie mehr Vertrauen. Das ist besonders für Außenseiter und Randgruppen von Bedeutung. Je stärker die digitalen Medien genützt werden, desto toleranter und offener werden sie. In kosmopolitische Gesellschaften mit offenen Grenzen lernen die Menschen am meisten über andere Gesellschaften."

Österreich ein offenes und tolerantes Land

Die Entwicklungsländer hinken immer noch weit hinter den Industrieländern nach. "In den Entwicklungsländern mangelt es an technischen Voraussetzung und Wissen. Zum Beispiel scheitert es oft an der fehlenden Elektrizitätsversorgung. Auch der Analphabetismus ist ein Grund, warum das Internet nicht effektiv genützt werden kann. Die Kluft wird größer. Wir hoffen, dass sich diese künftig schließt und neue Technologien auch im südlichen Afrika, Asien und den ärmsten Ländern der Welt verbreitet werden können", sagt Pippa Norris.

Österreich ist nach dem kosmopolitischen Index, den Pippa Norris erstellt hat, ein offenes und tolerantes Land. "Österreich ist hoch kosmopolitisch. In meinem kosmopolitischen Index ist Österreich unter den Top 7. Diese Reihung bezieht sich darauf, wie offen ein Land für alternative Kommunikationsformen ist und wie weit die Medienfreiheit gewährleistet ist. Österreich schneidet dabei gemeinsam mit anderen kleinen europäischen Ländern wie Norwegen und Luxemburg sehr gut ab. Schlecht schneiden jene Länder ab, die restriktiv sind und Nachrichten aus dem Ausland abschotten."

Obwohl das Internet auch fremdenfeindliche und undemokratische Inhalte verbreitet, erziele der globale Nachrichtenstrom insgesamt eine positive Wirkung: kosmopolitische Gesellschaften sind toleranter und demokratischer als Gesellschaften, die keinen Zugang zu digitalen Medien haben.

Service

Österreichische Akademie der Wissenschaften - Hedy Lamarr Lectures 2010

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