Ein österreichisches Hilfsprojekt

Ärzte für West-Timor

West-Timor, der jüngste Staat der Erde, leidet unter extremer Armut. Tropen-Krankheiten sind allgegenwärtig, die medizinische Versorgung völlig unzureichend. Die österreichische NGO-Initiative "The MedCare Partners" hat sich West-Timors angenommen.

Die Insel Timor erlangte zuletzt im Jahr 2002 öffentliches Interesse - auch in heimischen Medien. Damals erklärte sich die Osthälfte der indonesischen Insel für unabhängig. Es konstituierte sich der seither jüngste Staat der Erde - die Demokratische Republik Timor-Leste.

Der Unabhängigkeit waren jahrelange blutige Kämpfe zwischen Indonesien und den abspaltungswilligen Ost-Timoresen vorangegangen. Mitschuld an dem ganzen Dilemma trugen, wie so oft in solchen Fällen, die europäischen Kolonialländer, denn die Grenzziehung quer durch die relativ kleine Insel geht auf die Kolonialherren Portugal und die Niederlande zurück.

Spuren der jüngsten Vergangenheit

So grauenhaft die Zustände auf der Insel zum Ende des letzten und zu Beginn dieses Jahrhunderts waren, so friedlich wirken die heutigen Beziehungen. Indonesien und Ost-Timor gelten als befreundete Länder. Dennoch sind die Spuren der Auseinandersetzungen noch spürbar - auch in West-Timor, das nach wie vor zu Indonesien gehört.

Mehrere 100.000 Menschen sollen im Zuge des Krieges nach West-Timor geflüchtet sein. Nach Kriegsende wollten diese Menschen nicht mehr in den Ostteil der Insel zurückkehren. Für das strukturschwache, mehrheitlich von Katholiken bewohnte West-Timor sind sie eine zusätzliche, wenn auch allgemein akzeptierte Belastung.

Nur eine einzige Straße

Die Infrastruktur der nur schwer zugänglichen Insel ist vielerorts unzureichend. Eine einzige asphaltierte Straße durchzieht das Land, immer wieder ist diese allerdings unterbrochen - durch Überflutungen, schadhafte Brücken oder Felsstürze. Auf dem Land, vor allem in den unzugänglichen Gebirgsregionen, müssen die Bewohner oft ohne sanitäre Anlagen, ohne Strom und ohne fließendes Wasser auskommen.

Tropische Krankheiten sind allgegenwärtig, viele Menschen leiden an Malaria oder an Tuberkulose, die Säuglingssterblichkeit liegt weit über dem indonesischen Schnitt, und selbst einfache Knochenbrüche können lebensbedrohliche Auswirkungen haben. Die medizinische Versorgung in West-Timor wird den Anforderungen leider nicht gerecht. Dabei könnten hier kleine Maßnahmen große Wirkung haben. In den Krankenhäusern fehlt es an Hygiene, an der medizinischen Grundausstattung und an ärztlichem Personal. Manchmal würde bloß ein Techniker genügen, der vorhandene Geräte reparieren kann.

Hilfe aus Österreich

"The MedCare Partners", eine österreichische NGO-Initiative unter der Leitung des burgenländischen Pharmazeuten Norbert Payer, hat sich West-Timors angenommen. Diese Hilfsorganisation ist unter anderem seit Jahrzehnten in Albanien tätig und konnte dort bereits ein Krankenhaus errichten.

Seit November 2009 besuchen kleine Ärzte-Teams West-Timor: In einer ersten Phase werden sämtliche Krankenhäuser der Insel begutachtet und der Zustand der Gerätschaften sowie die Qualifikationen des Personals geprüft. In gemeinsamen Gesprächen mit den lokalen Ärzten wird erörtert, wo der Hut brennt. Wichtig ist dem österreichischen Team ein langfristiges Engagement auf der Insel.

Mittlerweile können die Mediziner auf die Unterstützung der österreichischen Botschaft in Jakarta, auf heimische Entscheidungsträger und auf die lokale Bevölkerung zählen. Norbert Payer weiß, dass eine kleine NGO-Initiative das Gesundheitssystem einer Insel, die halb so groß wie Österreich ist, nicht von Grund auf erneuern wird können. Dennoch versucht er, unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten die Hebel an den richtigen Stellen anzusetzen und so diesem Projekt für die Menschen von West-Timor eine Chance zu geben.