Lange Aufgabenliste für Christian Kern

ÖBB mit neuem Chef

Die ÖBB haben ab heute einen neuen Chef. Christian Kern, bisher im Verbundkonzern tätig, übernimmt die Funktion des Vorstandsvorsitzenden von Peter Klugar. Der 44-jährige Wiener Christian Kern gilt seit Jahren als Personalreserve der SPÖ, nun soll er die Probleme bei der Bahn in den Griff bekommen.

Morgenjournal, 07.06.2010

Thema Verspätungen

Die Aufgabenliste für den neuen ÖBB-Chef ist lang. Problem Nummer eins: Kern muss die Verspätungen bei der Bahn in den Griff bekommen. Das verärgert zunehmend die Kunden, und ist schlecht für das Image der ÖBB, weil auch viel Steuergeld in das Unternehmen Bahn fließt

Problemfall Frachtbereich

Eine weitere Kernaufgabe wird aber auch der Güterverkehr sein. Dort gab es durch die Wirtschaftskrise massive Einbrüche, aus dem Vorzeigeunternehmen Rail Cargo, also der Güterverkehrssparte der ÖBB, ist ein Problemfall geworden.

Pensionen, Projekte

Dazu kommt das immer noch nicht gelöste Problem des niedrigen Pensionsantrittsalters der Bahnmitarbeiter. Weiters ist eine politische Debatte darüber im Gange, welche Bauvorhaben, Stichwort Koralmbahn aufgrund der Bugetnöte nun tatsächlich umgesetzt werden sollen.

Bewährter Manager

Kerns Vertrag wurde auf fünf Jahre abgeschlossen, bis dahin soll die Bahn profitabler arbeiten als bisher. Kern gilt als beharrlicher Manager, der nach einem Job im Vorstand beim Verbundkonzern nun bei den ÖBB erstmals die Nummer eins in einem Unternehmen wird. Einschlägige Erfahrung in einem Logistik und Transportunternehmen fehlt Kern allerdings.

"Wird hervorragend funktionieren"

Christian Kern sei einer der besten Konzernmanager Österreichs, lobt ÖBB-Aufsichtsratspräsident Horst Pöchhacker den neuen ÖBB-Vorstandsvorsitzenden. Er habe mit Franz Seiser im Vorstand einen ausgewiesenen Bahnexperten zur Seite. "In der Kombination wird das hervorragend funktionieren", so Pöchhacker.

"Einer der besten Konzernmanager Österreichs"

ÖBB-Aufsichtsratspräsident Horst Pöchhacker im Morgenjournal Gespäch mit Helene Seelmann über den neuen ÖBB-Chef Kern

Vorwürfe gegen ÖVP

Zu den Problemen der ÖBB meint der Aufsichtsratschef, die Verspätungen seien "schon massiv zurückgegangen", und das werde sich noch weiter verbessern. Pöchhacker wirft der ÖVP vor, mit ihrer "Propaganda" den Eindruck erweckt zuhaben, die ÖBB seien ein "Privilegienstadl und die Leute tun nichts". Doch das Gegenteil sei der Fall. Die Bahn sei wesentlich besser als ihr Ruf. ÖVP-Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka habe mit falschen und aus dem Zusammenhang gerissenen Zahlen "wie ein Oppositionspolitiker im Wahlkampf" agiert, so Pöchhacker.

Lösung bis zum Herbst

Was die umstrittenen Bahnprojekte betrifft, appelliert Pöchhacker, wegen der Krise nicht mit dem Investieren aufzuhören. Er zeigt sich überzeugt, dass bis zum Herbst Lösungen gefunden werden. Man werde alles tun, um das Verhältnis zwischen den Koalitionspartnern wieder zu verbessern.