Leitl und Dorner einigen sich auf Honorar-Vertrag
Belohnung für gesunden Lebensstil
Der vertragslose Zustand ist zu Ende, die Sozialversicherung der Gewerblichen Wirtschaft (SVA) und die Ärztekammer haben sich auf einen neuen Honorar-Vertrag geeinigt. Wichtige Punkte im: intensivere Betreuung der Patienten, besseres Termin-Management und die Gesundheitsvorsorge. Bereits 2011 soll das Modell als Pilotprojekt starten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 10.6.2010
Vorsorgemodell bis 2011
Beim Arztbesuch reicht künftig wieder die Ecard, es ist kein Bargeld notwendig, um ärztlich behandelt zu werden. Für die mehr als 400.000 Versicherten der Krankenkasse der gewerblichen Wirtschaft sowie deren Angehörigen ist der vertragslose Zustand vorbei. Ansonsten ändert sich derzeit für die Versicherten nichts. Bis kommendes Jahr soll ein neues Vorsorgemodell erarbeitet werden, zu dem die Versicherten aktiv eingeladen und motiviert werden sollen. Denn wer dann daran teilnimmt, für den werden die derzeitigen Selbstbehalte von 20 Prozent pro Arztbesuch auf 10 Prozent reduziert.
Raschere Termine für Patienten
Außerdem soll die Funktion des Hausarztes aufgewertet werden, durch mehr und intensivere Betreuung vor allem von chronisch kranken Patienten. Und es soll ein neues Termin-Management kommen, damit die Patienten nicht mehr so lange auf eine Behandlung warten müssen. Das wird 2011 erprobt, 2012 dann fix vereinbart. Die Ärzte bekommen dafür mehr Geld, vor allem die praktischen Ärzte. Allerdings werden die Tarife für Laboruntersuchungen deutlich gesenkt.
Mehr Leistung der Ärzte
Die Einigung ist nach monatelangen Streitereien dann doch rasch erfolgt. Die beiden Streitparteien geben sich äußerst zufrieden. Beide Seiten verweisen auf die neuen Elemente des Ärztehonorarvertrags. Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl, Obmann der Sozialversicherung der Gewerblichen Wirtschaft: "Wir haben die Lösung dadurch erzielt, dass es nicht weniger Geld gibt, sondern mehr Leistung von Seiten der Ärzte für unsere Versicherten."
Zentraler Punkt: Vorsorge
"Es ist ein zukunftsweisender Weg, den wir hier gehen wollen. Denn Vorsorgen ist immer besser als Heilen", sagt der Ärztekammerpräsident Walter Dorner. Auch Christoph Leitl streicht vor allem den Schwerpunkt der Gesundheitsvorsorge hervor, die Vorsorge sei ein zentraler Punkt der Vereinbarung. "Früher haben wir uns beschwert, dass die Wurstsemmel, die uns verkauft wurde, zu teuer ist. Jetzt kriegen wir einen Apfel und ein Joghurt dazu, und jetzt sind wir zufrieden damit", erklärt Leitl.
Modell als Vorbild
Damit werde erstmals nicht nur Krankheit behandelt und sondern versucht, Krankheiten zu verhindern. "Es ist uns gelungen, einen innovativen Schritt zu setzen, der vielleicht, wie ich hoffe, auch im übrigen Gesundheitssystem als Vorbild dienen kann. Wir wollen das gemeinsam umsetzen zum Wohle der Patienten", so Dorner. Bis Jahresende soll das neue Modell konkret erarbeitet werden, in einer Atmosphäre der Zusammenarbeit und nicht des Streits.
"Epochale Veränderung"
Die Verkrampfung, die vor zwei oder drei Wochen noch da war, sei weg. Nun gebe es ein Vertrauensverhältnis zwischen Leitl und Dorner. Und das sei das Wichtigste, denn ohne Vertrauen sei eine neue Partnerschaft, wie sie ihnen vorschwebe, nicht belastbar. "Das neue System wird Schritt für Schritt entwickelt, das fertige System soll Ende des Jahres stehen. Dann wird es in einer Pilotphase im Jahr 2011 erprobt." Man könne eine derartig epochale Veränderung nicht von heute auf morgen einführen. Schließlich wolle man einen "Flop" verhindern, sagt Ärztekammer-Präsident Dorner zur plötzlich wiedergefunden Eintracht.
"Gesetzliche Schiedskommission noch heuer"
Gesundheitsminister Alois Stöger im Mittagsjournal-Gespräch mit Andreas Jölli
Stöger: Schiedskommission gesetzlich installieren
Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) zeigt sich hocherfreut ob der Einigung. Er hat zuletzt intensiv auf ein Ende des Vertragslosen Zustands gedrängt und mit einer Schiedskommission gedroht, die ein Schlichtungs-Verfahren durchführen und den beiden Streitparteien vorschreiben soll, wie das geht. Grundsätzlich rückt aber auch jetzt der Gesundheitsminister nicht von diesem Plan ab. Stöger will für die Zukunft eine solche Schiedskommission gesetzlich installieren, um solche Vertragslosen Zustände künftighin zu vermeiden. Das wolle er noch heuer umsetzen, so Stöger.