WM bringt Milliarden

Geldmaschine FIFA

Dass gerade Südafrika Schauplatz der 19. Fußball-WM ist, passt gar nicht zu den feinen Herren des Fußball-Verbandes FIFA. Denn heute ist die WM, gemessen am Zuschauer-Interesse, die größte Sportveranstaltung der Welt und damit eine Milliarden-Einnahmequelle. Und Weltmeister ist eigentlich jedes mal die FIFA: nämlich im Kassieren.

Mittagsjournal, 12.06.2010

6-Sterne Palast

Die FIFA-Zentrale steht dort, wo die Schweiz am teuersten ist: am noblen Zürichberg. Die Einfahrt in die Tiefgarage wurde so großzügig bemessen, dass auch Stretch-Limousinen schwungvoll vorfahren können. Das riesige Foyer gleicht einem 6-Sterne-Palast, derart üppige Ledersessel haben nicht einmal Zürcher Großbanken. Der Prachtbau kostet 153 Millionen EURO.

Konzern größer als UNO

Die teure FIFA-Homebase ist ein Symbol für die Kommerzialisierung des Fußballs, die der Verband als Monopolist kräftig gefördert hat. Er besitzt die Rechte an der Fußball Weltmeisterschaft und er vermarktet diese derart clever, dass sie Milliarden bringt. Hinter dem Wort "FIFA" steht eine Mannschaft von fast 300 Mitarbeitern, zu der noch spezielle Teams für Marketing und Medien kommen. Mit 207 Mitgliedsverbändern ist die FIFA ein Weltkonzern, größer als die Vereinten Nationen.

Kritiker: "Organisation wie Kegelklub"

Im Unterschied zu einem Weltkonzern sind die Geldströme in der FIFA allerdings weniger transparent, weil der Verband ein Verein ist. Sein Ruf ist dementsprechend dubios. FIFA-Kritiker formulieren es noch boshafter: die Organisation des Vereins gleiche dem eines Kegelklubs. Vor allem die Art des weltweiten Sponsoring wird vielfach hinterfragt. Silvia Schenk ist Anwältin und Vorsitzende der Anti-Korruptions-Organisation Transparancy International in Deutschland und befasst sich mit dem Thema: Sponsoring 2010 in Südafrika.

Fußball ist Wirtschaft

Für die FIFA sei dies aufgrund der Globalen Aufmerksamkeit besonders attraktiv, weil über 25 Milliarden Menschen an den TV-Geräten mitfiebern werden. Schenks Kritikpunkt: Es fehle beim FIFA-Sponsoring an Transparenz. "Es ist im Grunde wie bei der Auftragsvergabe oder sonstigen Vertragsschlüssen im Bereich der Wirtschaft. Und Fußball ist letztlich Wirtschaft. Daher gibt es ein Bündel an Maßnahmen, die man ergreifen müsste. Ich habe aber Zweifel, ob das wirklich entsprechend umgesetzt wird."

Ungelöste Fragen bei Sponsoring

Die Kriterien für die Auswahl der FIFA-Sponsoren müssten offengelegt werden, beklagt Schenk. Und sie stellt weitere Fragen in den Raum: wer segnet die Sponsoren-Verträge ab? Und sind die Entscheidungsträger wirklich unabhängig, oder gibt es Interessenskonflikte? Seitens der FIFA heißt es, das Exekutiv-Komitee sei dafür zuständig. In dem Gremium sind mehrere Personen vertreten, die enge Verbindungen zu Sponsoren der FIFA haben. Private und persönliche Interessen sind daher nicht ausgeschlossen. Das Komitee tagt zweimal jährlich, an der Spitze steht FIFA-Präsident Joseph Blatter.

Zu wenig Transparenz

Zwar habe die FIFA einen Ethik-Code, Wirtschaftswissenschaftler, wie der Deutsche Henning Vöpel, halten diesen aber für unglaubwürdig. Zu mächtig wäre der ganze Apparat, zu undurchsichtig die Kooperationen mit den FIFA-Geldgebern. "Das sind Vereinbarungen, die keine rechtlich wirksame Bindung haben, denen man sich aber unterwerfen kann um eine gewisse Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit zu transportieren. Auch die FIFA hat das probiert, allerdings sind die Bindungswirkungen einer solchen Selbstverpflichtung erfahrungsgemäß schwach", erklärt Vöpel.

Blatter: "wir arbeiten daran"

Weil der Finanzchef und auch andere Kontrolleure einen dubiosen Ruf haben, wird die FIFA den Verdacht der Vetternwirtschaft und Korruption nicht los. Dagegen wehrt sich FIFA-Präsident Joseph Blatter mit aller Macht: "Wir arbeiten daran, diesen Konfliktpunkt zu lösen. Aber nicht mit einem Messer oder einer Schere, sondern mit Überzeugung und Diskussion. Auch in der Europäischen Union und im Parlament ist man zur Überzeugung gelangt, dass Fußball nicht nur eine wirtschaftliche Tätigkeit ist. Fußball ist Kultur, Ausbildung, eine Schule des Lebens und ist in der Gesellschaft verankert."

WM 2006: 1,7 Milliarden Euro Gewinn

Südafrika beweist es gerade in diesen Tagen. Der Fußball verbindet Kulturen weltweit. Aber in einem Punkt muss man Blatter widersprechen. Die FIFA ist dennoch eine Geldmaschine, denn für die Austragung einer Fußball-WM wird ordentlich Geld gescheffelt. 2006, bei der Weltmeisterschaft in Deutschland hat der Fußball-Weltverband einen Gewinn von 1,7 Milliarden Euro erzielt.

Nur Bruchteil wird versteuert

Den Großteil aus dem Geschäft mit den Fernsehlizenzen. Den Rest steuern besagte Sponsoren bei, die die WM in ihren Produktgruppen mit all den geschützten Bezeichnungen und Symbolen weltweit vermarkten dürfen. Von den Milliarden-Einnahmen muss die FIFA in Zürich nur einen Bruchteil versteuern, weil der Verein für den Fiskus als Förderer des Fußballs gilt und damit nicht gewinnorientiert ist. Diese Exklusivität setzt die FIFA rigoros und mit allen juristischen Mitteln durch.

Eigenkapital: 300 Millionen Euro

Aber der Weltverband leistet auch Entwicklungshilfe, siehe Südafrika. Die modernen Stadien sowie die nagelneue Infrastruktur können nachhaltig genützt werden. Zwar wird die FIFA für ihre Marketing und Fernsehrechte neuerlich kolportierte drei Milliarden Dollar erhalten, davon will man aber auch einen Großteil dem Veranstalterland zukommen lassen. 15 Prozent der Einnahmen wandern wieder die Kapital-Reserve der FIFA, deren Eigenkapital auf über 300 Millionen EURO geschätzt wird.

Versicherung bei WM-Ausfall

Damit könnte der Fußball-Weltverband sogar den Ausfall einer ganzen WM verkraften. Aber auch hier hat sich versichert: Sollte zum Beispiel die WM in Südafrika durch Terrorismus, Krieg, Naturkatastrophen oder Unruhen nicht stattfinden können, kassiert die FIFA ebenfalls. 543 Millionen EURO beträgt die Versicherungssumme, die schon bei kleineren Störungen fällig wird.