Kritik an Exportweltmeister Deutschland

Österreichs Exportwirtschaft erholt sich

Österreichs Exporte sind wieder gefragt, die Exportwirtschaft erholt sich. Das sorgt laut Wirtschaftskammer auch für einen heimischen Konjunkturaufschwung. Der schwache Euro ist dabei ein großer Vorteil. Auch im Nachbarland Deutschland brummt die Exportwirtschaft, allerdings zum Ärger einiger anderer Europäer.

Mittagsjournal, 15.06.2010

"Welthandels-Kuchen ist kleiner geworden"

Des einen Freud - das anderen Leid, könnte man sagen. Der schwache Euro hilft Österreichs Exporteuren, sagt Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaft in der Wirtschaftskammer, weil ihre Produkte im Ausland billiger werden. "Der schwache Euro ist eine zusätzliche Facette, um auf den internationalen Märkten zu bestehen. Der Welthandels-Kuchen ist im letzten Jahren viel kleiner geworden, und das Gedränge um das berühmte Stück des Kuchens wird härter", erklärt Koren. Da helfe ein Kurs von 1,20 des Dollars zum Euro, und beflügle die Exporte.

Nachfrage steigt

Aber der schwache Euro ist nur ein Teil der Geschichte. Österreichs Exporte steigen wieder an, weil international die Nachfrage nach europäischen Produkten steigt. "Der Welthandel zieht an, die Nachfrage wird stärker. Vor allem in den Übersee-Märkten. Es sind Länder wie China, Indien, Brasilien oder Russland, die für stark steigende Nachfrage stehen", schildert Koren. Auch die Nachfrage in Europa steige langsam wieder, sagt Koren. Auch in Osteuropa, einem wichtigen Markt für Österreichs Exporteure.

Exporte als Motor der Konjunktur

Laut den neuesten Schätzungen der Österreichischen Notenbank werden die Exporte heuer wieder um knapp 5 Prozent zunehmen, nachdem sie letztes Jahr um 15 Prozent eingebrochen sind. Erst in drei bis vier Jahren werde man wieder an die Rekordergebnisse vor der Krise herankommen, sagt Koren. Trotzdem helfen die Exporte der österreichischen Wirtschaft wieder auf die Beine. "Der Export ist der Motor der heimischen Konjunktur. Gott sei Dank ist der Exportmotor nun wieder angesprungen", so Koren. Österreich exportiert vor allem Maschinen und Lebensmittel und ist zum Beispiel ein wichtiger Zulieferer für die deutsche Autoindustrie.

Kritik an Deutschland

Aber zu gut darf man offenbar beim Export auch nicht sein, das zeigt die internationale Kritik am Exportweltmeister Deutschland. Deutschland exportiert wesentlich mehr als es importiert und gleichzeitig fährt die deutsche Regierung einen harten Sparkurs, deshalb konsumieren die Deutschen zu Hause zu wenig. Genau diese Mischung sei Gift für den Euro, kritisiert etwa Frankreich.

Schuldenberg einzelner Länder steigt

Markus Scheiblecker, Konjunkturexperte vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo erklärt das wie folgt: "Wenn es Überschüsse in einigen Ländern gibt, gibt es offensichtlich Defizite in anderen. Die Deutschen können nur dann mehr Waren verkaufen als importieren, wenn jemand anderer mehr importiert als er verkauft. Und das wirft man Deutschland vor." Soll heißen: In manchen Südeuropäischen Ländern steigt der Schuldenberg, weil zu viele deutsche Produkte auf Pump gekauft werden. Steigen die Schulden in zu vielen Ländern Europas, dann sinkt an den Finanzmärkten das Vertrauen in den Euro.

Deutsche Löhne zu niedrig

Aber: Kann man den Deutschen vorwerfen, zu gute Produkte zu verkaufen, oder kann man irgendjemanden verbieten, sie zu kaufen? Nein, sagt Scheiblecker, aber die deutschen Löhne seien zu niedrig, das schaffe ein Ungleichgewicht: "Die deutsche Wirtschaft versucht, ihr Wirtschaftswachstum nur durch weitere Exportstimulation wieder hoch zu bringen. Man versucht eben dort Lohnzurückhaltung weiter zu forcieren, weiter wettbewerbsfähiger zu werden, weitere Marktanteile zu gewinnen. Wenn das sich auf den privaten Konsum in Deutschland negativ niederschlägt, dann ist das ein Kritikpunkt der anderen Länder."

Gilt der Vorwurf zu viel zu exportieren auch für Österreichs Exportwirtschaft? Nein, sagt Scheiblecker, denn in Österreich halten sich Exporte und Importe die Waage.