Google scannt historischen Buchbestand

Nationalbibliothek wird digitalisiert

Google wird den urheberrechtsfreien Buchbestand der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) digitalisieren und dadurch weltweit online abrufbar machen. 400.000 Bände vom 16. bis ins 19. Jahrhundert sollen dabei im Volltext erfasst werden.

Mittagsjournal, 15.06.2010

Als moderne, User-orientierte Service-Einrichtung - so hat Johanna Rachinger als Generaldirektorin die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) erfolgreich neu positioniert - und sie wird es auch weiterhin tun. Ende April hat Kulturministerin Claudia Schmied ihre Vertragsverlängerung bis 2016 bekannt gegeben.

Dienstagvormittag hat Rachinger ein neues Großprojekt präsentiert - eine Kooperation mit Google: Österreichs Kulturerbe online - unter diesem Motto soll der gesamte historische Buchbestand via Internet im Volltext zur Verfügung gestellt werden.

Urheberrechtsfreie Werke digital

Vom "Wiener Heiltumsbuch" aus dem Jahr 1502 mit einer der ältesten Darstellungen des Stephansdoms bis zur Bibliothek des Prinzen Eugen und den Büchersammlungen der Habsburger - rund 400.000 Werke aus der Österreichischen Nationalbibliothek sollen digitalisiert und den Benutzern online im Volltext zugänglich gemacht werden - sämtliche urheberrechtsfreie Werke vom 16. bis zum 19. Jahrhundert.

Im Volltext durchsuchbar

"Das ist ein Meilenstein in der Geschichte und auch in der weiteren Entwicklung der Österreichischen Nationalbibliothek", betont Johanna Rachinger, Generaldirektorin der ÖNB. "Partner ist Google. Google übernimmt sämtliche Digitalisierungskosten. Und wir sprechen hier vom größten Public Private Partnership, das es je im Kulturbereich in Österreich gab. Dieses Projekt hat eine Dimension von 30 Millionen Euro." Die Bücher würden im Volltext durchsuchbar sein, kündigt sie an: "Und die Österreichische Nationalbibliothek bekommt Kopien von diesen Digitalisaten, die wir dann auch über unsere eigene digitale Bibliothek zugänglich machen können."

Die Hälfte dieser Bücher kommt aus den Bibliotheksbeständen im Prunksaal. 2011 soll die Digitalisierung starten, in sechs Jahren sollen rund 120 Millionen Textseiten online verfügbar sein: "Das ist ein unglaublicher Schritt in Richtung Demokratisierung des Wissens. Und ich bin auch überzeugt davon, dass durch dieses historische Projekt auch neues Wissen generiert werden kann. Denn es wird sicher Bücher dabei geben, wo noch niemand hineingelesen hat", so Rachinger.

Sicherung des österreichischen Kulturerbes

Mit der Digitalisierung und Volltextsuche soll nicht nur das Leben von Bibliotheksbenützern und die wissenschaftliche Arbeit erleichtert werden, das Projekt ist auch ein Beitrag zur Erhaltung und Sicherung des österreichischen Kulturerbes, betont Rachinger: "Wir wissen, es hat immer wieder Katastrophen gegeben, wo Bestände zerstört wurden. Auch die Österreichische Nationalbibliothek ist 1992 beim Hofburgbrand knapp an einer Katastrophe vorbeigegangen. Durch die Digitalisierung haben wir zumindest Kopien dieser Inhalte und das ist ein ganz wesentlicher Aspekt." Ein weiterer wichtiger Aspekt sei, dass durch die Digitalisierung die wertvollen Bestände geschont werden können, so Rachinger.

Seit 2004 kooperiert Google mit Bibliotheken. Derzeit sind es weltweit rund 40 - von den Universitätsbibliotheken von Stanford, Harvard und Oxford bis zur New York Public Library, in Europa. In Europa ist die Österreichische Nationalbibliothek unter den Vorreitern.

Kein Monopol von Google

"Google hat kein Monopol auf diese Inhalte. Google bezahlt die Digitalisierung und wird diese Inhalte kostenfrei zur Verfügung stellen. Genauso wird die Österreichische Nationalbibliothek diese Bestände zur Verfügung stellen und wir sind auch frei, sie anderen Partnern zur Verfügung zu stellen", erläutert Rachinger.

Dazu zählt etwa die bereits bestehende europäische Internetplattform Europeana, die mit den historischen Buchbeständen aus der Österreichischen Nationalbibliothek bedeutend erweitert wird.

Textfassung: Rainer Elstner

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