Wes Anderson lässt Puppen tanzen

Der fantastische Mr. Fox

Derzeit überschlägt sich das Kino dabei, die Entwicklung von Digitaleffekten und 3D voranzutreiben. Anders der amerikanische Filmemacher Wes Anderson. Er greift für "Der fantastische Mr. Fox" nach einer Geschichte Roald Dahls auf die älteste Form des Trickfilms zurück und lässt die Puppen tanzen.

Mittagsjournal, 21.06.2010

Nach hochgelobten Komödien wie "Rushmore" und "The Royal Tennenbaums" verhandelt Anderson auch diesmal wieder eine vertrackte Familiengeschichte, nur entstammen seine Protagonisten dieses Mal - der Titel verrät es schon - dem Tierreich.

Verbotene Fuchs-Leidenschaft

Zwar hat Familienvater Mr. Fox seiner Gattin versprochen, die Hühnerjagd aufzugeben, aber sein Dasein als Kolumnist einer Lokalzeitung befriedigt ihn auf Dauer nicht. Unter Ausflüchten muss er sich jetzt aus dem Haus stehlen, um seiner verbotenen Leidenschaft zu frönen.

Wes Anderson griff mit "Der fantastische Mr. Fox" auf eine Kurzgeschichte Roald Dahls zurück. Der 1990 verstorbene Autor hatte sie auf seinem Landsitz nördlich von London verfasst. Als Anderson sich an die Vorbereitung seines Films machte, suchte er Dahls Witwe auf und nahm Einblick in die Originalmanuskripte Dahls und ein von ihm eigenhändig illustriertes Notizbuch.

Tierisches Alter Ego des Autors

"Dahl entwarf mit dem Mr. Fox wahrscheinlich eine tierische Version seiner selbst", so Wes Anderson. "Wir verbrachten viel Zeit in Dahls Haus und schrieben auch unser Drehbuch dort. So fanden viele Details aus seinem Leben Eingang in unsere Geschichte und die Figur des Mr. Fox."

Der Kampf von Mr. Fox gegen drei verschlagene Bauern sorgt für die Action im Film, eigentlich geht es aber darum, wie sich die vier Füchse in ihrer schrecklich netten Familie behaupten. Mrs. Fox verwirklicht sich als Landschaftsmalerin und bevorzugt melancholische Gewitterstimmungen, Cousin Kristofferson treibt Yoga und Karate und Sohn Ash muss sich nicht nur gegen seinen Vorzeigecousin, sondern auch gegen seinen übermächtigen Vater behaupten.

Handgemachte Puppen

Als hätte es den Hype um Digitaleffekte und 3D nie gegeben, bedient sich Wes Anderson für seinen "Fantastischen Mr. Fox" handgemachter Puppen und der ältesten Tricktechnik, dem Stop-Motion. Bild für Bild mussten die bis zu einem halben Meter großen Puppen verschoben und verstellt werden. Da die kleinsten von ihnen aber gerade einmal mehrere Millimeter groß waren, musste teilweise mit Pinzetten gearbeitet werden. Das Ganze fand auf gebauten Sets statt, die zwischen sieben und zwölf Metern breit waren.

"Es ist ein endloser Prozess, so einen Film herzustellen", sagt Anderson. "Es gilt eine Million Entscheidungen zu treffen, viel mehr als in einem gewöhnlichen Film. Alles muss ja eigens hergestellt werden. Es geht also nicht darum, Entscheidungen von Moment zu Moment zu treffen, sondern von Filmkader zu Filmkader. Das heißt jeder 24-tel Sekunde des Films ging eine eigene Entscheidung voraus."

Ein Aufwand, der sich gelohnt hat, denn Mr. Fox und seinesgleichen versprühen einen Charme, von dem ein ganzes Heer blauhäutiger Avatare nur träumen kann.