Teilweise schon Ernteausfälle

Regenmengen Gefahr für die Landwirtschaft

Die großen Regenmengen der letzten Wochen haben teilweise schon zu Totalausfällen der Ernte geführt. Allerdings: die Niederschläge waren sehr unterschiedlich verteilt. Und höchst unterschiedlich sind auch die bereits absehbaren Folgen für die Landwirtschaft.

Mittagsjournal, 22.06.2010

Franz Simbürger

Auch objektiv zu viel Regen

Das Gefühl, dass es heuer besonders viel geregnet habe bisher, das bestehe in den meisten Teilen Österreichs zu Recht, bestätigt Gerhard Hohenwarter von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. In Wien etwa sollte es in der Regel zu dieser Jahreszeit 280 Liter pro Quadratmeter Niederschlag haben, heuer sind es aber schon 480, also fast das Doppelte. Im Westen in Bregenz normal 600, heuer sind es schon 800. Im Süden, in Klagenfurt 300, dort hatte es heuer auch 300 Liter.

Hohe Grundwasserspiegel

Besonders schlimm war der Mai zum Beispiel in Wien, sagt Hohenwarter: nur ein einziger Tag war ohne Regen.

Die Folge: Vor allem in Ostösterreich, im Tullnerfeld und im Marchfeld, sind die Grundwasserspiegel so hoch wie schon lange nicht, sagt Reinhold Godina vom Hydrografischen Zentraldienst. Auch der Neusiedlersee hat derzeit ein hohes Niveau. Austrocken wie man noch vor einigen Jahren glaubte, wird der See in nächster Zeit also sicher nicht.

In manchen Gegenden Niederösterreich drückt das Grundwasser mittlerweile so in die Keller, dass ständig ausgepumpt werden muss. Hochwässer sind bisher nur vereinzelt aufgetreten. Die March aber hat im Mai dreimal soviel Wasser gehabt wie im langjährigen Durchschnitt.

Schäden in der Landwirtschaft

Für die Landwirtschaft ist eine endgültige Bilanz noch nicht zu ziehen, manche Schäden sind aber jetzt schon erkennbar, sagt der niederösterreichische Pflanzenbaudirektor Ferdinand Lembacher: einige Kulturen haben 14 Tage Rückstand, wie Mais oder Kürbis. Beim Getreide gibt es Qualitätseinbußen, bei Obst und Gemüse ist es unterschiedlich.

Einzelne Spargel- oder Erdbeerbauern etwa berichten von 60 Prozent und mehr Ernteausfälle in den vergangenen Wochen.

Heißer Sommer steht bevor

Für den weiteren Verlauf des Sommers gibt es - zumindest was die Temperaturen betrifft, aber Hoffnung, sagt der Meteorologe Hohenwarter. Ein gewagter Trend zeigt, dass ein überdurchschnittlich warmer Sommer zu erwarten ist.

Allerdings: dort wo es sehr feucht ist, kann auch die Gefahr schwerer Gewitter und Unwetter wieder steigen.