Streit um Eigenkapitalvorschriften
Banken sollen krisenfester werden
Eines der wichtigsten Themen des Wirtschaftsgipfels in Toronto sind neue Vorschriften für das Eigenkapital von Banken. Die Banken sollen so krisensicherer gemacht werden, damit bei einer Pleite nicht wieder die Steuerzahler einspringen müssen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 25.06.2010
Polster gegen Krisen
In der Finanzkrise sind die Banken reihenweise vor dem Abgrund gestanden - viele mussten mit Steuergeld aufgefangen werden, aus Angst vor dem totalen Zusammenbruch des Finanzsystems. Damit sich das nicht wiederholt, diskutieren die G-20 unter anderem über neue Vorschriften für das Eigenkapital von Banken. Vereinfacht gesagt sollen die Banken mehr Geld auf die hohe Kante legen statt es in lukrative Geschäfte zu investieren. Vor allem jene Banken, die riskantere Geschäfte machen, sollen mehr Eigenkapitalpuffer haben, damit nicht unerwartete große Verluste auftreten und das gesamte Finanzsystem destabilisieren können, erläutert Stefan von der Wirtschaftsuniversität Wien.
Finanzindustrie läuft Sturm
Für die Banken hat das den Nachteil, dass sie weniger verdienen, weil sie weniger Geld investieren können. Das ist wohl mit ein Grund, warum jetzt über die Details heftig gestritten wird. Helmut Ettl von der Finanzmarktaufsicht berichtet über massive Lobbyingversuche: "Die internationale Bankenindustrie läuft Sturm gegen neue Regulierungen und mehr Kapitalbedarf. Im Moment werden Äpfel mit Birnen vermischt und dann werden unglaublich hohe Summen in der Öffentlichkeit genannt."
Große Unterschiede
Eines der Argumente des internationalen Bankenverbandes: Zu strenge Regeln würden dazu führen, dass die Banken weniger Kredite vergeben, und das würde letztendlich der Wirtschaft schaden. Der Chef der Erste Bank, Andreas Treichl, versucht zu relativieren. Im Prinzip hätten die Banken nichts gegen strengere Eigenkapitalvorschriften - es gelte hier aber, die verschiedensten Interessen unter einen Hut zu bringen: So gebe es große Differenzen zwischen den Kontinenten. "Amerika denkt anders als Europa, auch in Europa denken nicht alle Länder gleich. Außerdem gibt es große Differenzen zwischen Investmentbanken auf der einen Seite und Retailbanken wie die Erste auf der anderen. "
Noch keine Einigung zu erwarten
Dementsprechend langwierig sind die Verhandlungen. Beim G-20-Gipfel an diesem Wochenende ist daher auch noch kein Durchbruch zu erwarten. Der wird frühestens beim nächsten G20-Gipfel im November in Seoul erwartet. In Kraft treten sollen die neuen Eigenkapitalvorschriften für die Banken im Jahr 2012 - doch der Zeitplan wackelt.