Enquete im Parlament

Schulsystem: teuer und ineffizient

Österreichs Schulsystem kostet zu viel für das, was es leistet - statt in den Unterricht fließt das Geld in eine ausufernde Bürokratie in Bund, Ländern und Gemeinden. Das ist das Ergebnis einer Enquete über die Zukunft der Schulen im Parlament.

Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) drängt ja immer wieder auf Reformen - und das haben heute auch eine Reihe von Fachleuten getan, vom Rechnungshof über Schuldirektoren und Lehrer bis zur OECD.

Mittagsjournal, 25.06.2010

Bund und neun Länder bestimmen

In den letzten Jahren hat der Rechnungshof insgesamt 38 Prüfungen in den verschiedensten Bereichen der Schule durchgeführt, erläutert Rechnungshof-Präsident Josef Moser gleich zu Beginn der Enquete im SPÖ Klub. Die Vorgaben aus 1962 entsprächen heute nicht mehr den Anforderungen.

Die Gründe seien vor allem die zahlreichen Doppelgleisigkeiten in der Verwaltung und Zuständigkeit für die Schulen, etwa die Tatsache, dass die Länder die Lehrer einstellen, für die dann der Bund bezahlen muss, sondern das auch noch nach neun unterschiedlichen Rechtslagen tun, von ungleichen Gehältern bis zu ungleichen Pensionsaltern.

OECD: Schlechter als Durchschnitt

Auch die OECD kritisiert das zersplitterte Schulsystem Österreichs. Bei der PISA-Studie, die von der OECD durchgeführt wird, hat sich gezeigt, dass Österreichs Schulen nur mittelmäßige Ergebnisse liefern. In Qualitätsvergleichen unter allen Mitgliedsländern sei Österreichs Schulsystem das einzige, das in allen Kriterien schlechter abschneidet als der Durchschnitt, sagt OECD-Bildungsdirektor Bernard Hugonnier.

Bürokratie wichtiger als Schüler

Dann kommt die Direktorin eines Wiener Gymnasiums zu Wort, Heidi Schrott, die die Probleme des zersplitterten Schulsystems aus der Praxis schildert. Verbesserungsversuche für Schüler würden regelmäßig an bürokratischen Hürden und undurchschaubaren Verordnungen scheitern.

Dann schildert Nikolaus Glattauer, Lehrer an einer Kooperativen Mittelschule, wie sich die Schulbürokratie an seiner Schule auswirke - eine oft gehörte Kritik an den Lehrern lautet, dass sie zu wenig Zeit in der Schule und zu viel zu Hause verbringen. Die Schulregeln besagen aber, dass Lehrer nicht länger als eine halbe Stunde nach Unterrichtsschluss anwesend sein dürfen.

Schmied: Reformen angehen

Zu Wort gemeldet hat sich auch Unterrichtsministerin Claudia Schmied, die sich für gleiche Standards und eine einheitliche Gesetzgebung ausspricht, ebenso für mehr Schulautonomie, so sollten Schulleiter ihr Personal auswählen dürfen - was bisher nicht geht. Und sie sagt angesichts der Dienstrechtsverhandlungen mit der Lehrergewerkschaft, jetzt müsse unverzüglich das neue Dienstrecht, die Schulverwaltung und Lehrerausbildung angegangen werden.

Schmied wehrt sich auch gegen Begehrlichkeiten aus den Ländern, im Schulsystem noch mehr als bisher, mitzureden und spricht von einer Absage an Kleinstaaterei.