Stichwahl gegen Kaczynski gewonnen

Polens neuer Präsident heißt Komorowski

Parlamentspräsident Bronislaw Komorowski von der rechtsliberalen Regierungspartei "Bürgerplattform" hat die Präsidentenwahl in Polen mit 53 Prozent gewonnen. Er hat sich damit gegen den national-konservativen Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski durchgesetzt, den Zwillingsbruder des verunglückten Präsidenten Lech Kaczynski. Er kam auf 47 Prozent.

Morgenjournal, 05.07.2010

Niederlage eingestanden

Kaczynski gestand sehr früh - noch am Sonntagabend - seine Wahlniederlage ein und gratulierte Komorowski. In einer ersten Ansprache richtete er den Blick bereits auf die heurige Kommunalwahl und die Parlamentswahl im kommenden Jahr: "Verlieren und dennoch nicht aufgeben - das ist der wahre Sieg", sagte der 61-Jährige. Er erinnerte auch an seinen Zwillingsbruder Lech. Aus dessen Arbeit sei "eine neue Qualität im öffentlichen Leben erwachsen", die den Wahlkampf aller Kandidaten geprägt habe, so Kaczynski: "die Rückbesinnung auf Werte und Patriotismus".

Konstruktiveres Klima?

Komorowski ließ sich unmittelbar nach Schließung der Wahllokale von seinen Anhängern feiern, die "Bronek, Bronek" skandierten. "Mein Herz schlägt stark und fröhlich", erklärte er. Er kündigte an, die "Gräben zwischen den politischen Parteien zu überbrücken". Im Wahlkampf hatten beide Kandidaten angegeben, einen neuen, konstruktiveren Ton in die polnische Politik bringen zu wollen. Insbesondere hatten sie erklärt, die politische Auseinandersetzung zwischen der PO und der PiS sachlicher zu gestalten.

Nach Lech Walesa und Lech Kaczynski wird Komorowski der dritte polnische Präsident, der aus der Solidarnosc-Bewegung der 1980er Jahre stammt.

"Für die Öffnung Polens - politisch und wirtschaftlich"

Karin Koller und Agathe Zupan analysieren im Ö1 Morgenjournal den Wahlsieg Komorowskis und die Folgen

Liberal und offen

Adelig, verheiratet, fünf Kinder, immer schon gegen den Kommunismus gewesen - Bronislaw Komorowski ist ein Wirtschaftsliberaler und steht für die Öffnung Polens - politisch und wirtschaftlich. Er hat sich immer für die Aussöhnung mit Deutschland eingesetzt und wird das sicher weiterverfolgen. Mit dem Wahlsieg Komorowskis sind nun Regierung und Präsidentenamt in der Hand der Bürgerplattform. Damit wird es Premier Donald Tusk leichter haben als früher, als Präsident Lech Kaczynski stets sein Vetorecht nutzte. Jetzt wird Tusk seine Reformen durchziehen können.

Auch in der Europapolitik und in den Beziehungen zu den USA wird Komorowski einen Weg der Entspannung gehen. Auch den Annäherungsprozess mit Russland wird Komorowski sicher fortsetzen. Verlierer Jaroslaw Kaczynski wird harte Oppositionspolitik betreiben. Das hat er schon am Sonntag am Wahlabend angekündigt.

Mittagsjournal, 05.07.2010

Karin Koller über den Sieger Komorowski und das erstaunliche Abschneiden Jaroslaw Kaczynskis