Spione am Weg nach Moskau und NY

Agentenaustausch in Wien

Ein filmreife Spionage-Geschichte ist Wirklichkeit geworden. Nur langsam sickern die Details zur Vorgeschichte des Agentenaustausches zwischen Russland und den USA durch. Für die sofortige Freilassung der zehn in den USA festgenommenen Spione hat Moskau vier angebliche westliche Agenten freigelassen.

Mittagsjournal, 09.07.2010

Zwischenlandung in Wien

Heute Nacht am New Yorker Flughafen: Amerikanische Fernsehkameras sind auf ein schlecht beleuchtetes Charter-Flugzeug gerichtet. Man erkennt auf der Gangway einige dunkle Gestalten, die die Maschine besteigen. Daraufhin ein schneller Start, Richtung Moskau mit Zwischenlandung in Wien, wo sie vor kurzer Zeit gelandet sind. So endet diese Spionage Geschichte, deren wahre Hintergründe wahrscheinlich nie zur Gänze an die Öffentlichkeit dringen werden.

Schläfer und aktive Agenten

Man weiß nur weniger über die 10 Spione. Ursprünglich waren es 11. Einer von ihnen hat sicher der Verhaftung auf Zypern entzogen. Laut FBI waren einige von ihnen Schläfer, Agenten, die ein normales Leben führten als die guten Amerikaner von nebenan. Andere waren aktive Agenten, die mit ihren Kontakt-Offizieren mittels Steganographie kommunizierten. Das heißt, sie haben Nachrichten in Bildern versteckt, die sie dann über das Internet verschickten. Die Software dafür war vom russischen Geheimdienst programmiert worden, so die Anklage.

Falsche Namen

Die meisten von ihnen hatten falsche Namen angenommen. Wie das Ehepaar Richard und Cynthia Murphy. In Wirklichkeit handelt es sich um Wladimir und Lydia Gurjew. Sie haben zwei 7 und 11 Jahre alte Töchter. Sie werden ihren Eltern nach Russland folgen. Es gibt noch weitere 6 Kinder in den Spionage Familien. Bis auf einen 17-jährigen Jungen verlassen alle mit ihren Eltern die USA.

Familien waren integriert

Die Agenten hatten sich mit ihren Familien integriert. Freunde und Nachbarn erzählen den Medien, sie hätten nicht im Traum daran gedacht, es könnte sich um Spione handeln. Was diese Gruppe auspionieren sollte, ist weiterhin unbekannt. Einer von ihnen hat in Harvard studiert. Er hat dadurch mit vielen ehemaligen Studenten Kontakte geknüpft. Einige von ihnen arbeiten für die Regierung.

Anna Chapman als Mata Hari

Andererseits das Beispiel Anna Chapman: Die hübsche Rothaarige wird als die Mata Hari unter den Spionen gehandelt. Sie ist nach ihrer Scheidung in die USA gekommen, und hat sich hauptsächlich auf Parties des New Yorker-Jet-Sets herumgetrieben. Was oder wen sie ausspioniert haben soll, bleibt ein Rätsel.

Amerikanische Spione in Russland

Anders verhält es sich bei den vier aus Russland ausgewiesenen Männern, die angeblich für die USA spioniert haben sollen. Der 45-jährige russische Forscher Igor Sutjagin wurde im Jahr 2004 wegen Spionage zu 15 Jahre Straflager verurteilt. Er hat immer seine Unschuld beteuert. Zwei weitere angebliche CIA-Agenten, Sergej Skripal und Alexander Zaporojski, waren beide Offiziere der russischen Spionageabwehr. Bevor sie verhaftet wurden. Sie hätten jahrelang Informationen an die USA weitergegeben.

Unbekannter Agent

Über den 4. Agenten dieses Austausches ist nur wenig bekannt. Er war im Jahr 2006 wegen illegalen Waffenbesitzes zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Warum er bis heute nicht freigelassen worden war, ist genauso wenig bekannt wie die Frage, ob er nachrichtendienstlich tätig gewesen ist.