Unis seit Jahren unterfinanziert
ÖH präsentiert "geheime" Studie
Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) hat eine internationale Vergleichsstudie veröffentlicht, die angeblich fünf Jahre vom Wissenschaftsministerium geheim gehalten wurde. Die untersuchten österreichischen Universitäten sind stark unterfinanziert.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 09.07.2010
Vergleich mit Deutschland und Schweiz
Der Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald von den Grünen hat sie unlängst zum Thema einer parlamentarischen Anfrage gemacht, und die Hochschülerschaft bringt sie heute an die Öffentlichkeit: Die Studie des Instituts für Höhere Studien aus dem Jahr 2005 vergleicht die Finanzierung der Universität Wien und der Wiener Technischen Universität mit gleichwertigen Unis in Zürich, München und Darmstadt. Hier kommt heraus, dass die Uni Zürich um 120 Prozent mehr und die Uni München immerhin noch 40 Prozent mehr pro Studienplatz ausgeben als die Uni Wien. Die internationale Top-Technik, die ETH Zürich hat viermal mehr für jeden einzelnen Studenten zur Verfügung als die TU in Wien, aber auch in Darmstadt.
Studie seit Jahren unter Verschluss
Dieses schlechte Ergebnis sei vom Bildungs- und danach vom Wissenschaftsministerium fünf Jahre unter Verschluss gehalten worden, sagt ÖH-Vorsitzende Sigrid Maurer: "Es ist ganz klar warum. Denn diese Studie sagt, die österreichischen Universitäten sind katastrophal unterfinanziert. In den vergangenen Jahren hat es keine Budgetsteigerungen im Universitätssektor gegeben. Dementsprechend ist die Situation angesichts der steigenden Studierendenzahlen noch dramatischer als in der Studie ausgedrückt."
Österreich schlecht in Rankings
Neu klingt das alles ja nicht, denn in einschlägigen internationalen Rankings hat Österreich auf der Finanzierungsseite nie sehr gut abgeschnitten. Dennoch, so Sigrid Maurer: "In dieser Klarheit haben wir diese Ergebnisse bis jetzt nicht gehabt. Rankings sind immer mit Vorsicht zu genießen, weil sie andere Parameter heranziehen, wie zum Beispiel bei der Anzahl der NobelpreisträgerInnen. In dem Punkt ist die Uni Wien sehr gut, da es nur wenige gegeben hat."
Schlechte Betreuungsverhältnisse
Bekräftigt werden in der Studie einmal mehr die schlechten Betreuungsverhältnisse. Die deutschen Unis haben deutlich mehr Professorinnen und Professoren als die Wiener und die Züricher Universitäten. Besonders krass, so die ÖH-Vorsitzende, sind die Unterschiede zwischen den Volluniversitäten mit mehreren Fakultäten in beiden Ländern, etwa der Uni Zürich und der Uni Wien. Das liegt vor allem an den Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Studienrichtungen, die extrem unterfinanziert sind. An den technischen Universitäten sieht es ein bisschen besser aus, so Maurer.
Keine Geheimhaltung?
Im Wissenschaftsministerium wehrt man sich gegen den Vorwurf der Geheimhaltung. Die Studie würde sich auf Budgetzahlen aus dem Jahr 2003 beziehen, und sei mit den Rektoren diskutiert worden.
Weitere Kürzungen ab 2013
Für Sigrid Maurer steht jedenfalls fest: "Es hat sich alles verschlechtert. Es wird sich weiter verschlechtern, wenn diese Regierung, wie angekündigt, tatsächlich das Budget ab 2013 einfrieren wird." Es liege in der Verantwortung von Faymann und Pröll den Zukunftsthemen Bildung und Wissenschaft die Priorität zuzuordnen, die sie brauchen, sagt ÖH-Vorsitzende Maurer.