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Nicolai Gedda wird 85

Vielseitigkeit kennzeichnete Geddas Karriere, denn er begeisterte sein Publikum als Werther in Massenets gleichnamiger Oper ebenso wie als Sou Chong in Lehars Operette "Das Land des Lächelns", und nicht zu vergessen seine Liedinterpretationen, mit denen er bis heute Maßstäbe gesetzt hat. Am 11. Juli 2010 feiert Nicolai Gedda seinen 85. Geburtstag.

Kultur aktuell, 10.07.2010

Der Lensky in Tschaikowskis "Eugen Onegin" war seine erklärte Lieblingspartie in einem Repertoire, das breiter gefächert nicht sein konnte, denn es reichte von der "Leichten Muse Operette", die er bis weit in die 1970er Jahre mit größter Begeisterung sang, über Mozart, Gounod, Rimski-Korsakow bis Mussorgski. Stilistische Grenzen waren für ihn ebenso ein Fremdwort wie sprachliche - beherrscht Gedda doch fünf Sprachen fließend.

Ganz eigene Technik

Bereits als Fünfjähriger trat er erstmals solistisch in Leipzig auf, wo sein Adoptivvater Kantor einer russisch-orthodoxen Gemeinde war. Später, wieder zurück in Stockholm, begann er Gesang zu studieren und erlernte jene Technik, auf die er bis heute schwört, mit der er sich diese jugendliche Leichtigkeit in der Stimme erhalten konnte, von der heute Publikum wie Kritik schwärmen.

Nicolai Gedda wurde in Stockholm geboren. Lange hieß es, er sei das Kind eines russischen Vaters und einer schwedischen Mutter. Tatsächlich waren sie seine Adoptiveltern, stellte er 1988 richtig.

Debüt als Postillon

1952 debütierte Nicolai Gedda an der Königlichen Oper Stockholm als "Postillon von Lonjumeau" in Adolphe Adams gleichnamiger Oper. Ein Jahr darauf war ihm mit dem Don Ottavio in Mozarts "Don Giovanni" an der Mailänder Scala der internationale Durchbruch geglückt.

Es folgten die Londoner Covent Garden Oper, die Oper von Paris und die Metropolitain Opera New York. 1962 holte ihn Herbert von Karajan nach Wien, wo Nicolai Gedda als Tamino in Mozarts "Zauberflöte" debütierte und zwar im Theater an der Wien.

Mehr Raritäten als Pavarotti

Nicolai Gedda war einer der besten und vielseitigsten lyrischen Tenöre des 20. Jahrhunderts. Seine Discografie dürfte wohl die vielseitigste eines Tenors überhaupt sein und brachte ihm das Attribut "The World's Most Recorded Tenor" ein. Sein Repertoire umfasst 100 Opern und Operetten, 20 Oratorien und etwa 300 Lieder. Gedda habe mehr Raritäten im Angebot als beispielsweise Pavarotti Hauptrollen, urteilte einmal ein Musikexperte.

Nicolai Gedda galt als Stimmwunder, denn noch mit über 70 Jahren gab er Liederabende und riss sein Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. In den 1990er Jahren zog er sich von der Opernbühne zurück. Nach über 50 Jahren Karriere - ein Phänomen, sagen die einen, kühle Planung, meint Nicolai Gedda.

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