Ärzte wollen Facharzt-Zugang regeln

Hausarzt als Patientenlotse

Hausärzte sollen für Patienten eine Art Lotsenfunktion übernehmen und entscheiden, welche Fachärzte die Patienten aufsuchen, so der Wunsch der Ärztekammer. Patienten sollen nicht mehr ungeregelt jeden beliebigen Facharzt aufsuchen. Die freie Arztwahl soll dennoch erhalten bleiben.

Mittagsjournal, 21.07.2010

Erstanlaufstelle Hausarzt

Die medizinische Versorgung wird immer komplexer und für die Patienten immer undurchschaubarer. Zugleich hätten Patienten mit ihrer Ecard derzeit einen kaum gesteuerten Zugang zu allen Teilen des Gesundheitssystems, von Hausärzten zu Fachärzten bis hin in die Spitäler. Das, so die Ärztekammer, könne zeitraubend und teuer sein, nämlich dann, wenn Patienten ziellos im Gesundheitssystem herumirren und von einem Arzt nach dem anderen rennen. Um hier Abhilfe zu schaffen, schlagen die Ärzte eine Aufwertung der Hausärzte vor: Bevor ein Patient einen Facharzt aufsucht, soll er oder sie zuerst einmal zum Hausarzt gehen, sagt Gerd Wiegele von der Kurie niedergelassener Ärzte in der Ärztekammer. Der Hausarzt kenne eben seine Patienten, ihre Familie und ihr soziales Umfeld.

Vermerk über Ecard

Gemeinsam mit den Patienten sollen also die Hausärzte, meist Allgemeinmedizinier, festlegen, welche Fachärzte zu konsultieren sind. Der Name des Hausarztes oder der Ärztin soll über die Ecard vermerkt werden, sodass die Fachärzte ihm oder ihr die Befunde übermitteln können. Es soll also alles wieder beim Hausarzt zusammenlaufen.

Begrenzte Facharztbesuche

Ohne ärztliche Überweisung sollen die Patienten pro Quartal nicht beliebig viele Facharzte aufsuchen können, sagt Günther Wawrowsky, Vizepräsident der Ärztekammer. Er schlägt vor, die Zahl der Facharztbesuche auf zwei pro Quartal zu begrenzen. Weitere Besuche sollten dann nur nach Zuweisung durch den Hausarzt möglich sein.

Verhandlungen mit Hauptverband

Die Hausärzte sollen ihre beratende Lotsen-Tätigkeit nicht für Gottes Lohn verrichten, so die Vorstellung der Ärztekammer. Man will mit den Sozialversicherungen über ein entsprechendes Honorarsystem verhandeln - wie man generell mit dem Hauptverband erst einmal über das ganze Hausarzt-im-Zentrum-System reden muss.

Psychologische Behandlung: Arzt soll entscheiden

Kurz Stellung genommen hat Ärztekammer-Vizepräsident Wawrowsky auch zum drastischen Ansteigen der Psychischen Krankheiten und zur Diskussion um psychologische Behandlung auf Krankenschein. Er persönlich kann sich vorstellen, dass die Krankenkassen die Kosten für die Behandlung übernehmen - wenn sie notwendig ist. Und das soll feststellen, ob eine seelische Behandlung sein muss oder nicht.