65. Bregenzer Festspiele haben begonnen

"Die Passagierin": Berührende Eröffnungspremiere

Mittwochabend fand die szenische Welturaufführung von Weinbergs Oper "Die Passagierin" statt. Die Auschwitz-Überlebende Zofia Posmysz - die Autorin jener Novelle, die Alexander Medwedew als Vorlage zu seinem Libretto gedient hat -, war im Publikum und wurde mit Standing Ovations geehrt.

Klar gezeichnete Protagonisten

Ein Schiffsdeck, fröhliche Reisende in strahlendem Weiß, darunter die Deutsche Lisa. Durch die Anwesenheit einer Passagierin, in der Lisa eine ehemalige Lagerinsassin im KZ Auschwitz zu erkennen glaubt, bricht ihre Scheinwelt zusammen, die Passagierin - Martha - zwingt Lisa, sich ihrer Vergangenheit als KZ-Aufseherin zu stellen.

Es ist ungemein faszinierend, wie Mieczyslaw Weinberg die Protagonisten seiner Oper zeichnet. Relativ spröde, unrund, manchmal regelrecht beliebig sind die Melodien und oft brutal die Rhythmen, wenn die Deutschen in Aktion sind. Farben- und phantasiereich aber hat er jene Szenen komponiert in denen die Lagerinsassen zu Wort kommen. Da beginnt es - in aller Traurigkeit und Verzweiflung - auf der Bühne und im Orchestergraben zu blühen.

Überzeugende Darbietung

Elena Kelessidi gibt die unbeugsame Martha, sie zieht das Publikum mit ihrer Stimme und Ausdruckskraft völlig in den Bann. Ihr zur Seite Michelle Breedt als Lisa, Artur Rucinski als Marthas Verlobter Taddeusz, Roberto Saccá als Lisas Mann. Musikalisch wie schauspielerisch überzeugen sie alle, auch die kleineren Partien der weiteren KZ-Gefangenen.

Die Wiener Symphoniker spielen mit einem Höchstmaß an Intensität. Der Dirigent Teodor Currentzis zeichnet für die musikalische Leitung verantwortlich.
Dass David Pountney der Musik Weinbergs und dem Libretto von Alexander Medwedew mit größter Ehrerbietung begegnet, ist in seiner Inszenierung deutlich spürbar.

Solidaritäts-Hymne

Dmitri Schostakowitsch verstand Weinbergs Oper "Die Passagierin" als Zitat - "eine Hymne an die internationale Solidarität der Menschen, die dem fürchterlichsten Übel auf der Welt, dem Faschismus, die Stirn boten." Und damit ist eigentlich alles gesagt.

Service

Bregenzer Festspiele, 21. Juli bis 22. August 2010,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent Ermäßigung beim Spiel auf dem See: So-Do, Kt.2-5; zehn Prozent Ermäßigung in der Oper)

Bregenzer Festspiele