BP will Image retten

Hayward-Abgang: Beschwichtigung der USA?

Seit Beginn der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko leistete sich BP-Chef Tony Hayward peinliche verbale Ausrutscher in den Medien und legte ein miserables Krisenmanagement an den Tag. Nach britischen Medienberichten steht nun der Rücktritt des BP-Chefs unmittelbar bevor. Am Abend findet in London eine entscheidende Aufsichtsratssitzung statt. Sein Abgang wird als Beschwichtigungsgeste gegenüber den USA gesehen.

Mittagsjournal, 26.07.2010

Ungeschickte öffentliche Aussagen

BP-Chef Tony Hayward ist zum öffentlichen Gesicht der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko geworden. Er hat mit seinen Kommentaren dem Unternehmen nicht geholfen. Hayward antwortete beispielsweise Anfang Mai auf die Frage, was er den Menschen in Louisiana sagen würde, wenn das Öl dort die Küste erreicht: "Wir entschuldigen uns für diese massive Störung niemand will mehr als ich, dass das ein Ende hat. Ich hätte gerne mein Leben zurück."

Appeasement-Politik gegenüber USA

Wütende Reaktionen aus den USA waren die Folge. Bei der Explosion der Ölbohrinsel waren elf Menschen ums Leben gekommen. Je heftiger die amerikanischen Attacken gegen BP wurden, desto stärker verteidigten die britischen Medien und auch politische Vertreter den Konzern und seinen Chef, sie warfen US-Präsident Barack Obama vor, alles Britische an den Pranger zu stellen. David Cumming, Chef der Versicherungsgruppe Standard Life Investments, einer der größten Aktionäre von BP, sagt, Hayward müsse aus den falschen Gründen seinen Sessel räumen: "In meinen Augen betreibt BP mit Haywards Abgang eine Appeasementpolitik gegenüber den USA, man ist der Meinung, dass ohne Hayward der mediale Druck nachlässt und der Konzern sein Ansehen wieder aufbauen kann."

Kein Medienmensch, sondern Arbeiter

Tony Hayward ist keine typisch amerikanische Führungspersönlichkeit, die Macht ausstrahlt. Der 53-jährige Brite hat in den vergangenen drei Jahren an der Spitze des Unternehmens abseits der Öffentlichkeit gearbeitet, sagt BBC Wirtschaftschef Robert Peston: "BP bezahlt jetzt den Preis für die bewusste Entscheidung, jemanden zum Chef gemacht zu haben, der sich auf das Wesentliche konzentriert und nicht in den Medien auftritt. Das hat drei Jahre lang gut funktioniert, der Aufsichtsrat und die Aktionäre waren mit Haywards Arbeit zufrieden, aber er war die falscher Person um mit einer so Katastrophe fertig zu werden."

Bis zu 14 Millionenen Euro Abfindung

Egal ob der BP Chef nun auf die Ölkatastrophe falsch reagiert hat oder ob er die Reaktion in den Medien unglücklich kommuniziert hat, der Aufsichtsrat wird heute Abend die Formalitäten für Haywards Rücktritt vorbereiten. Nach 28 Jahren im Unternehmen hat Hayward Anspruch auf ein Abfindungspaket und eine jährliche Pension. In den Zeitungen wird schon spekuliert mit wie viel Geld Hayward nach Hause geht, von zu 14 Millionen Euro ist die Rede. Sein Leben hat er dann auch wieder zurück, aber es wird nicht mehr wie vorher sein.

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