160 Kilometer zu österreichischer Grenze

Widerstand gegen AKW bei Venedig

Von den beliebten Stränden in Lignano und Caorle könnten die Touristen möglicherweise bald auf ein neues Wahrzeichen blicken. Eines allerdings, mit geringem touristischem Wert: Ein Atomkraftwerk. Geht es nach der Regierung in Rom, dann soll an der oberen Adria eines von vier neuen AKW entstehen. Dagegen formiert sich jetzt in der Region Widerstand.

Abendjournal, 28.07.2010

Ohne AKW zu wenig Strom

Im Jahr 1987 – unter dem Eindruck der Katastrophe von Tschernobyl – hat die italienische Bevölkerung in einer Volksabstimmung klar Nein zur weiteren Nutzung der Atomkraft gesagt. Kurz darauf sind die Atomkraftwerke tatsächlich stillgelegt worden. Doch damit hat die notorische Stromkrise hier in Italien begonnen.

Von Spannungsschwankungen bis zum Totalen Stromausfall kommt alles immer wieder vor – denn es fehlt an Kraftwerkskapazitäten. Deshalb gibt Italien jedes Jahr auch riesige Summen aus um Strom vor allem aus Frankreich zu importieren. Das soll sich jetzt ändern hat die Regierung in Rom beschlossen – und vier neue Atomkraftwerke geplant. Vor alles jenes das an der oberen Adria stehen soll bringt Kritiker auf den Plan: Denn das Gebiet ist Erdbebengefährdet und eines der wichtigsten Tourismuszentren.

Protest auch aus Österreich

Greenpeace Italien hat gemeinsam mit Vertretern aus Österreich deshalb heute im Rahmen des Atomfreitages in Venedig eine Protestaktion durchgeführt. Unter anderem wurde eine Petition an den Regionalgouverneur Luca Zaia übergeben sagt Greenpeace Sprecher Niklas Schinerl: Man habe ihn an sein Wahlversprechen für ein Atomkraftfreies Venezien zu kämpfen erinnert.

Allerdings wird schwierig werden. Denn eine Beschwerde von 13 Regionen gegen den Bau neuer Atomkraftwerke wurde vom Verfassungsgerichtshof abgelehnt. Damit sind die rechtlichen Möglichkeiten gegen das Kraftwerk vorzugehen gering. Bei Greenpeace setzt man auf zivilen Widerstand und auf die Tatsache, dass mit dem Bau ja noch nicht begonnen wurde.

...aber bitte beim Nachbarn

Dass in Italien neue Atomkraftwerke kommen werden, scheint aber klar zu sein, zu groß ist die Energiekrise. Jetzt geht es nur um die Frage wo. Und so wie überall auf der Welt sind die Menschen auch hier meist nicht prinzipiell gegen neue Kraftwerke – es sollte halt nur nicht in der eigenen Nachbarschaft sein.

Der Reaktortyp, der eingesetzt werden soll, ein sogenannter EPR, ist übrigens eine neue europäische Entwicklung. Derzeit werden in Frankreich und Finnland erste Modelle dieser Bauart errichtet.