Folgen der Chemikalien nicht bekannt
Golf von Mexiko: Umstrittenes Lösungsmittel
Die US-Küstenwache hat dem Ölkonzern BP den Einsatz von umstrittenen Lösungsmitteln zur Bekämpfung der Ölpest nahezu unbegrenzt gestattet. Die US-Umweltbehörden hatte zur selben Zeit ein Verbot dieser Chemikalien verhängt. Das Lösungsmittel soll das Öl bereits unter der Meeresoberfläche chemisch auflösen. Experten warnen, dass diese Mittel eine Gefahr für die Umwelt darstellen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 02.08.2010
Unklare Auswirkungen
Das Öl bereits unter Wasser in seine chemischen Bestandteile zerlegen, um so den Schaden an der Oberfläche und vor allem an den Küsten zu vermindern, war bereits in den ersten Wochen der Katastrophe die Strategie des Ölkonzerns BP. Bald darauf haben Umweltschützer erste Bedenken angemeldet. Das Lösungsmittel belaste die Umwelt, denn es gebe kaum gesicherte Daten über die Wirkung des Chemie-Cocktails.
Ausnahmen blanko ausgestellt
Die US-Umweltbehörde reagierte Ende Mai, einen Monat nach Beginn der Katastrophe, und gestattete den Einsatz der Lösungsmittel nur mehr in Ausnahmefällen. Es ist eine schwammige Formulierung mit Folgen. Denn die US-Küstenwache hat, wie jetzt bekannt wird, den Einsatz der umstrittenen Rezeptur unbegrenzt per Ausnahmeregelungen genehmigt. Konkret wurde in 41 Tagen insgesamt 78 Mal auf Ausnahmesituation entschieden und der Einsatz des Lösungsmittels blanko ohne Mengenlimit genehmigt.
Probleme unter der Meeresoberfläche
BP hat von dieser Auslegung Gebrauch gemacht und Millionen Liter ins Meer gesprüht. Das Ergebnis sei ein gigantischer Freiluftversuch mit ungewissem Ausgang, sagt der demokratische Abgeordnete Ed Markey, der die Sache ans Licht gebracht hat. "Sehr viel Öl ist deshalb noch unter der Meeresoberfläche. So gut es oben derzeit schon wieder ausschaut, aber mit den Problemen darunter hat das nichts zu tun. Die Auswirkungen auf Fischbestände, Meeresleben und Nahrungsmittelkette muss jetzt erst herausgefunden werden." In den letzten Tagen haben US Medien wiederholt verkündet, dass an der Meeresoberfläche weniger Öl als erwartet zu sehen sei. Wissenschaftler weisen gleichzeitig seit Wochen daraufhin, dass sogenannte Ölschwaden unter Wasser bisher noch unabsehbare Folgen für das sensible Tiefsee-Ökosystem haben können.
Neuer Markenname für BP?
Das Image des Ölkonzerns BP ist unterdessen in den USA derart angeschlagen, dass immer mehr Tankstellenbetreiber über einbrechende Umsätze und zunehmende Vandalenakte klagen. Der Umsatz der insgesamt 11.000 BP Tankstellen in den USA sei um bis zu 40 Prozent eingebrochen, berichten US Medien. Als ein mögliches aber eher unwahrscheinliches Gegenrezept wird vereinzelt die Einführung eines neuen Markennamens gefordert.