Kein Ende der Waldbrände in Sicht

Notstand in Russland

In Russland steigt die Zahl der Toten wegen der verheerenden Waldbrände weiter. 34 Menschen sind bereits ums Leben gekommen. Das Land wird von einer nie dagewesenen Hitzewelle heimgesucht. Große Teile des Landes bis ins Zentrum von Moskau sind von einer dichten Rauchwolke bedeckt, die das Atmen zur Qual macht.

Mittagsjournal, 02.082010

Feuerwehr überfordert

Die Gebiete Nischni Nowgorod, Voronesch, Tambow, Mordowien, das Umland von Moskau - in 14 der 83 russischen Regionen gilt bereits der Notstand. Und immer wieder kommen neue Regionen dazu. 37, 38, 39 Grad zeigt das Thermometer. Die Temperatur ist fast doppelt so hoch wie der langjährige Durchschnitt.

Tausende Menschen mussten flüchten, dabei haben die Rettungskräfte viele Brandgebiete noch gar nicht erreicht. Immer wieder berichten Menschen in kleinen Dörfern, dass es nach einem Notruf einen Tag oder länger gebraucht hat bis die Feuerwehr eingetroffen ist - in vielen Fällen zu spät.

Versorgung der Geflüchteten

Präsident Dmitrij Medwedew hat inzwischen den Einsatz der Armee angeordnet und verspricht, die Anstrengungen im Kampf gegen die Feuer zu verstärken: "Heute ist ein schwerer Tag. Viele neue Feuer sind ausgebrochen, viele von ihnen mit katastrophalen Ausmaßen. Wir haben noch Probleme, genügend Unterkünfte für die Geflüchteten zu finden, aber werden genügend Geld zur Verfügung stellen, um so schnell wie möglich Unterkünfte zu schaffen."

Mehrere Dörfer sind völlig vernichtet, die Häuser bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die Menschen aus dem Dorf Luchovzkij haben mit ihren Habseligkeiten in einem Hotel Unterkunft gefunden, erzählt eine junge Frau mit einem Kleinkind: "Es gibt keine andere Unterkunft. Vielleicht hilft uns der Staat, aber wir können nirgends mehr hin."

Beten um Regen

Auch der orthodoxe Patriarch Kirill ist nach Nischnij Nowgorod gekommen. In seiner Predigt, umgeben von dickem Rauch, hat er dazu aufgerufen, in allen Kirchen um Regen zu beten: "Als Resultat der großen Zahl von Bränden sind Menschen gestorben, hunderte haben kein Dach über dem Kopf und tausende wissen nicht, wie sie weiter überleben sollen. Viele von ihnen sind alte Leute, die ihr ganzes Leben von dem Boden ernährt haben, der jetzt verbrannt ist, und viele Dörfer sind zur Gänze zerstört."

Temperatur steigt weiter

Aber auch wer nicht direkt vom Feuer betroffen ist, hat unter den Folgen zu leiden. Moskau war heute früh von einem dichten Rauchteppich bedeckt, intensiver Brandgeruch lag über der ganzen Stadt, Ärzte warnen bereits vor der massiven Gesundheitsgefährdung, die durch das ständige Einatmen des Rauchs entsteht. Ein Ende der Katastrophe ist nicht abzusehen. Die Meteorologen sagen voraus, dass die Temperaturen in Russland in der zweiten Wochenhälfte weiter auf mehr als 40 Grad steigen werden.