Kritik an Löschmaßnahmen

Waldbrände in Russland außer Kontrolle

In Russland wird der Kampf gegen die Wald- und Torfbrände immer schwieriger. Bis zu 40 Menschen sind bei den Bränden bereits ums Leben gekommen, in Zentralrussland brennt ein Gebiet etwa doppelt so groß wie Luxemburg. Gleichzeitig wächst die Unzufriedenheit mit den Lösch- und Rettungsmaßnahmen.

Morgenjournal, 03.08.2010

Putin macht Druck

"Ich habe die Feuerwehr angerufen, aber sie ist nie angekommen" - immer öfter gibt es Berichte, dass die Löscharbeiten nicht so verlaufen wie die Menschen sich das vorstellen. Wohl auch deshalb hat Ministerpräsident Wladimir Putin gestern beim Ministerrat die Leviten gelesen:

"Ich möchte von jedem von Ihnen hören, was sie heute unternommen haben um den Menschen zu helfen, konkret: Wo haben sie sie untergebracht, wie werden Transport, medizinische Versorgung und Nahrungsmittel organisiert. Und wie verläuft die Auszahlung der Entschädigungen?"

Hilfsgelder fließen

Umgerechnet 260 Euro kriegen die Menschen an Soforthilfe, dazu knapp 5.000 Euro für den Wiederaufbau der Häuser. Jeder Gouverneur solle ihm eine persönlich unterschriebene Liste der Opfer in seiner Region übergeben so Putin, der so offenbar dem Missbrauch der Hilfsgelder einen Riegel vorschieben will.

Rauch wird zu Gesundheitsgefahr

Aber die Rettungskräfte stoßen an ihre Grenzen, viele abgelegene Dörfer sind auch ohne Feuer schwer zu erreichen, die Menschen versuchen selbst zu retten was zu retten ist, erzählt eine Frau aus dem südrussischen Voronesch: "Wir haben Eimer genommen und eine Kette gebildet um das Feuer zu löschen. Es ist wie im Krieg, der Rauch kommt von überall her".

Auch in den Städten macht die dichte Rauchschicht immer öfter Probleme. Unter Tags verteilt sich der Rauch meist, aber in der Früh liegt er wie ein dichter Schleier über den Städten, und hüllt sogar die Kremltürme ein. In der betroffenen Region Nischnij Nowgorod musste sogar der Flughafen geschlossen werden. Der Rauch wird zu einer immer größeren gesundheitliche Gefahr meint eine Notärztin im südrussischen Samara.

"Wir haben immer öfter erste Anzeichen von Kohlenmonoxidvergiftungen: Schwindel, Schwäche, Übelkeit. Von unseren Mitarbeitern sind 70 bis 80 Prozent betroffen, aber wir arbeiten trotzdem weiter".

Weiter bis zu 42 Grad

Wegen der Hitze wird heuer außerdem eine Missernte erwartet, allein die Weizenproduktion dürfte um ein Drittel einbrechen. Wie hoch die gesamten Schäden durch die Brände sind, lässt sich bis jetzt noch nicht abschätzen. Eine Entspannung ist nicht in Sicht, für die zweite Wochenhälfte werden in Moskau Höchstwerte bis 42 Grad erwartet.