Präsident zeigt wahres Gesicht
Ahmadinedschad fünf Jahre im Amt
Als Irans Präsident Ahmadinedschad vor fünf Jahren gewählt wurde, war er im Westen weitgehend unbekannt. Heute genießt er den zweifelhaften Ruf eines knallharten Islamisten. Auch im Land selbst hat er viele Sympathien verspielt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 03.08.2010
Islamist aus tiefer Überzeugung
Als Mahmud Ahmadinedschad vor genau fünf Jahren das Amt des Staatspräsidenten übernahm, war er im Grunde unbekannt. Zuvor bekleidete er das Amt des Bürgermeisters in Teheran. Dass er ein wirklicher Hardliner ist, also ein in der Wolle gefärbter Islamist, wurde erst nach und nach durch seine schroffe Rhetorik bekannt. Ahmadinedschad ist der Überzeugung: "Wir glauben, dass der Islam die vollendete Religion ist und die einzig rettende Religion. Ja, die einzige Rettung der Menschheit und die Freude der Welt. Die Zukunft der Menschheit ist gebunden an die Ausübung des Islam und die Befolgung seiner Regeln."
Soziale Schere klafft weiter auseinander
Obwohl er den Schwachen im Land stets große Versprechungen machte, ist die soziale Schere in den vergangenen Jahren immer weiter auseinander gegangen. Nach amtlichen Angaben lebt zurzeit jeder fünfte Iraner unter der Armutsgrenze. Inoffiziell liegt die Quote wesentlich höher. Das Lieblingsthema des Staatspräsidenten ist das stetig wachsende iranische Atomprogramm sowie der Erzfeind USA. Er begrüßte den neuen Präsidenten Barack Obama mit folgenden Worten: "Die neue amerikanische Regierung hat einen Wechsel in ihrer Politik verkündet und will nun verhandeln. Es ist klar, dass der Wechsel in der Politik ein echter und gründlicher sein soll und kein taktisches Manöver." Es sei auch klar, dass das iranische Volk die wahren Politikwechsel willkommen heißen würde. "Die iranische Nation ist für Gespräche bereit, sie müssen aber in einem Klima der Gerechtigkeit und des gegenseitigen Respekts stattfinden", sagt Ahmadinedschad.
Selbst die Mullahs gehen auf Distanz
Bis heute ist es zu keiner direkten Begegnung zwischen den beiden Präsidenten gekommen. Man darf davon ausgehen, dass es wohl auch so bleiben wird. Denn Ahmadinedschad und seine Hintermänner haben zur Aufrechterhaltung ihrer bisherigen Politik ein festes Feindbild dringend nötig. Auch wenn sich der iranische Präsident religiös zeigt und die Nähe zum Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei sucht, gehen weite Teile der Mullahschaft zu ihm immer häufiger auf Distanz. Denn Ahmadinedschad gilt nicht als ein Mann des Geistes, sondern des Militärs. Er hat in früheren Jahren Karriere bei den Revolutionsgarden gemacht und diese unter seiner Präsidentschaft mit immer mehr Macht ausgestattet.
Öffentliche Auftritte peinlich
Seine Gegner sehen diese Tendenzen mit großer Sorge. Viele Iraner das Atomprogramm befürworten, halten aber Ahmadinedschads öffentliche Auftritte für unangemessen, exaltiert, fast peinlich. Zum Beispiel sagte er am Tag der Revolution im Februar: "Es ist nun ausgeschlossen, dass jemand sich heute einbildet, er könne dem iranischen Volk drohen. Ich verkünde hier offiziell, dass das iranische Volk eine wahre Supermacht ist."
Wiederwahl mit Folgen
Ein großer Teil der Iraner geht davon aus, dass die Wiederwahl Ahmadinedschads im vergangenen Juni nicht rechtens war. Denn anstatt die umstrittene Auszählung der Stimmen zu wiederholen, ließ die Regierung mit unerbittlicher Härte gegen all diejenigen vorgehen, die ihre Zweifel am Wahlergebnis auf die Straße trugen. Die zahlreichen Toten und Verletzten haben dem ohnehin schlechten Image des Präsidenten noch einmal mehr geschadet.