46 Tote nach Mord an Politiker

Ausschreitungen in Karachi

In der pakistanischen Metropole Karachi sind nach der Ermordung eines Politikers Unruhen ausgebrochen. Mittlerweile sind 46 Menschen getötet worden und mehr als 100 verletzt. Bewaffnete Anhänger des Ermordeten sind in der Nacht rächend durch die Straßen gezogen. In weiten Teilen ist die Millionenstadt derzeit vor Angst gelähmt.

Abendjournal, 3.8.2010

Begräbnis unter Polizeischutz

Noch immer sind in Karachi ganze Straßenzüge verwaist, Geschäfte und Schulen geschlossen und inzwischen überall Polizei und Militär postiert. Unter enormen Sicherheitsvorkehrungen und großen Emotionen seiner Anhänger ist Raza Haidar beerdigt worden.

Er war ein einflussreicher Politiker der MQM, Pakistans drittgrößter Partei, die auch auf nationaler Ebene mitregiert. Haidars Anhänger machen die Paschtunen für den Mord verantwortlich und sind in der Nacht gegen diese zu Felde gezogen.

Ethnische Konflikte

Karachi ist mit seinen 16 Millionen Einwohnern ein Mini-Pakistan, mit allen innerethnischen Konflikten und 300 politisch und religiös motivierten Morden allein in diesem Jahr. Zwischen Haidars säkular eingestellter MQM und den Paschtunen gibt es eine lange Geschichte von Feindschaft und Gewalt. Die MQM vertritt die urdu-sprachige Mehrheitsbevölkerung Karachis und dominiert die Metropole seit vielen Jahren politisch.

Taliban infiltrieren Paschtunen

Die Paschtunen sind seit den 1970er Jahren vor allem als Flüchtlinge aus Afghanistan und den pakistanischen Grenzregionen zugewandert und machen heute einen bedeutenden Anteil der Bewohner Karachis aus. Verschärfend ist in den letzten Jahren hinzugekommen, dass radikalislamische Taliban die paschtunische Bevölkerung Karachis infiltriert haben.