UN mahnt beide Länder zur Zurückhaltung

Kämpfe zwischen Israel und Libanon

Ein heftiges Feuergefecht mit Toten an der Grenze zwischen Israel und Libanon hat am Dienstag die Furcht vor einem neuen Krieg im Nahen Osten geschürt. Der Militärkonflikt war der schwerwiegendste Zwischenfall seit dem blutigen Libanonkrieg im Sommer 2006.

Abendjournal, 3.8.2010

Mehrere Todesopfer

Zwischen Israel und dem Libanon sind die Spannungen am Dienstag auf gefährliche Weise eskaliert: Bei heftigen Kämpfen an der gemeinsamen Grenze wurden zwei libanesische Soldaten und ein libanesischer Journalist getötet. Die stundenlangen Gefechte, bei denen Israel nach Angaben aus Beirut auch Kampfhubschrauber und Artillerie einsetzte, flauten im Tagesverlauf wieder ab. Es waren die schwersten Kämpfe zwischen den beiden Nachbarländern seit dem Sommerkrieg 2006.

Bei den Schusswechseln wurden nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen zudem zwei israelische Soldaten verletzt. Einer der beiden Israelis soll gestorben sein, berichtete der libanesische Fernsehsender Al-Manar, der von der islamischen Hisbollah-Bewegung kontrolliert wird. Die israelischen Streitkräfte verhängten im Hinblick auf eigene Opfer eine Militärzensur.

Auslöser unklar

Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz hatten sich im Sommer 2006 einen einmonatigen Krieg geliefert. Auslöser war die Verschleppung zweier israelischer Soldaten durch die Hisbollah. Der Krieg wurde durch Vermittlung der Vereinten Nationen beendet.

Von beiden Seiten gab es widersprüchliche Berichte über den Auslöser der neuen Gewalt. Nach Darstellung Beiruts soll eine israelische Einheit nahe dem Ort Adisseh auf libanesisches Gebiet vorgedrungen sein, um dort im Feuerschutz eines Panzers einen Baum zu fällen. Die libanesischen Streitkräfte hätten Warnschüsse abgegeben, worauf die Israelis gezielt zurückgeschossen hätten.

Vier Stunden Kämpfe

Ein israelischer Armeesprecher entgegnete, die israelischen Soldaten seien zuerst beschossen worden, obwohl sie die Grenzlinie nicht überschritten hätten. Nach Augenzeugenberichten dauerten die Kämpfe vier Stunden. Am Nachmittag stellte sich demnach in Adisseh wieder Ruhe ein. Geflüchtete Bewohner kehrten wieder zurück.

Bei den Gefechten wurde ein Haus in Adisseh von einer israelischen Panzergranate getroffen. Ein Journalist der Tageszeitung "Al-Akhbar", die der Hisbollah nahesteht, wurde getötet. Ein Reporter des Fernsehsenders Al-Manar erlitt Verletzungen.

UN ruft zur Mäßigung

Der libanesische Präsident Michel Suleiman verurteilte die israelische Militäraktion als "Verstoß" gegen die zum Ende des Libanon-Kriegs 2006 erlassene UN-Resolution 1701. Der libanesische Ministerpräsident Saad Hariri, der in Italien im Urlaub weilte, warf Israel "Aggression" und "Verletzung der Souveränität des Libanons" vor. Das israelische Außenministerium teilte mit, man sehe den Vorfall seinerseits als "klaren Verstoß" gegen die UN-Resolution 1701.

Israel betrachte die libanesische Regierung als verantwortlich für den Zwischenfall und warnte vor "Konsequenzen", sollten die Verstöße sich wiederholen. Die UN-Militärmission im Libanon (UNIFIL) rief beide Seiten zur Mäßigung auf. "Unsere Friedenssoldaten versuchen die Ruhe in der betroffenen Region wiederherzustellen, denn das ist unsere Hauptaufgabe", erklärte der UNIFIL-Sprecher Neeraj Singh in Beirut.

Text: dpa

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