Missernten treiben Weizenpreis nach oben

Brände rücken Moskau immer näher

In Russland ist die Zahl der Toten durch die Waldbrände inzwischen auf 48 gestiegen, die Brände kommen immer näher an die Hauptstadt Moskau. Ärzte warnen, dass es wegen des Smogs gesundheitsgefährdend ist, auf die Straße zu gehen. Wegen der Missernte in Russland steigen außerdem die weltweiten Preise für Weizen.

Mittagsjournal, 04.08.2010

Atomforschungszentrum eingekreist

"300 neue Feuer sind in den letzten 24 Stunden ausgebrochen, viele davon sind außer Kontrolle", erklärt der Minister für Katastrophenschutz Sergej Schoigu. Besonders gefährlich ist die Situation rund um das Atomforschungszentrum Sarov, das 400 Kilometer östlich von Moskau liegt. Es ist von den Feuern beinahe eingekreist. Auch in den Vororten Moskaus sind in der Nacht neue Feuer ausgebrochen.

Kohlenmonoxid-Vergiftungen durch Smog

Der Smog liegt in bisher ungeahntem Ausmaß über der Stadt und ist bis in die U-Bahn eingedrungen. In manchen Stationen ist er so stark, dass das andere Ende des Bahnsteiges nicht mehr zu erkennen ist. Die Leiterin von Mos-Eko-Monitoring Evgenia Simutnika erklärt: "Die Konzentration von Schadstoffen hat heute solche Ausmaße erreicht, dass wir sogar gesunden Leuten empfehlen, die unbedingt auf der Straße unterwegs sein müssen, Masken oder Atemschutzgeräte zu verwenden. Das betrifft nicht den ganzen Tag, aber auf jeden Fall die Morgenstunden, in denen die Konzentration besonders hoch ist." In den letzten Tagen ist die Zahl der Notrufe um 15 Prozent gestiegen. Immer öfter gibt es Anzeichen von leichter Kohlenmonoxid-Vergiftung, wie zum Beispiel Schwindel oder Übelkeit.

Vorerst kein Ende der Brände in Sicht

Nicht nur Wälder und Dörfer brennen, die Feuer haben gestern eine historisch wertvolle Holzkirche zerstört. Auch andere Kulturgüter sind in Gefahr. Und ein Ende der Brände ist nicht absehbar. Der Direktor des zerstörten Naturschutzgebietes im Süden Moskaus glaubt, dass die Brände erst mit dem Beginn des Winters vollständig zu Ende sein werden. Die bisher höchsten Temperaturen von mehr als 40 Grad werden in der zweiten Wochenhälfte erwartet. Regen ist laut den Meteorologen nicht in Sicht.

Hilfe aus dem Ausland

Der russische Präsident Dmitrij Medwedew hat inzwischen das Ausland um Hilfe gebeten. Hubschrauber aus der Ukraine und Aserbaidschan sind bereits im Einsatz, ein Hilfsangebot Deutschlands wird zurzeit geprüft.

Weizen wird teurer

Wegen der Hitze und der Brände wird in Russland heuer eine katastrophale Missernte erwartet. Das Land ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Exporteur von Weizen aufgestiegen. Experten gehen davon aus, dass der Export heuer um ein Drittel geringer ausfallen wird als im Vorjahr. Das hat auch Folgen für den Weltmarkt. Die Preise für Weizen sind im letzten Monat um 16 Prozent gestiegen.