Arbeiterkammer fordert mehr Transparenz

Leiharbeitskräfte als Bilanzkosmetik

In Österreich boomt die Leih- oder Zeitarbeit. Beliebt sind Leiharbeiter bei den Unternehmen, weil man sie unkompliziert anheuern, dann aber schnell wieder loswerden kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass Leiharbeiter nicht als Personalkosten aufscheinen. Und das macht sich gut in der Bilanz.

Morgenjournal, 05.08.2010

Personalkostenbremse Leiharbeit

In der Telekom-Austria seien eine zeitlang vermehrt Leiharbeiter eingesetzt worden, erzählt Franz Semtner vom Zentralbetriebsrat. Nämlich in jener Zeit, als man sich vorgenommen hat, den Personalstand herunterzufahren. Da Leiharbeiter nicht als Personalkosten aufscheinen, hat sich das nach außen hin gut verkaufen lassen. Semtner bestätigt: "In jener Phase, wo Mitarbeiter abgebaut wurden, kam es punktuell zu einer Vermehrung der Leiharbeitskräfte." Mittlerweile habe man es aber geschafft, in Verhandlungen mit dem Vorstand die Zahl der Leiharbeiter bei der Telekom wieder drastisch zu reduzieren.

Sach- oder Betriebsaufwand

Wie viele Unternehmen mit Leiharbeitern ihre Bilanz aufbessern, ist nicht bekannt. Es sind keine Schätzungen oder Zahlen vorhanden. Aber das Problem gebe es schon lange, sagt Walter Gagawczuk von der Arbeiterkammer. Er erklärt: "In der Bilanz scheinen Leiharbeiter unter Betriebs- oder Sachaufwand auf. Da sie nicht extra ausgewiesen werden, ist der tatsächliche Aufwand in der Bilanz nicht auffindbar. Darin liegt auch der Vorteil für die Unternehmen, wenn es die Personalkosten gering halten möchte", so Gagawczuk.

AK fordert Transparenz

Die Arbeiterkammer fordert daher schon seit langem, dass die gesetzlichen Vorschriften geändert werden, damit in Zukunft besser ersichtlich ist, wie viele Leiharbeiter ein Unternehmen eigentlich anstellt. Leiharbeiter sollten unter Personalkosten verbucht werden, so die Forderung von Gagawczuk.

Es wäre schon ein Fortschritt, wenn die Leiharbeiter irgendwo in der Bilanz getrennt ausgewiesen werden, heißt es bei der Arbeiterkammer. Bis jetzt seien diese Forderungen bei der Regierung immer auf taube Ohren gestoßen.