Wettbewerbsbehörde kontert Ölindustrie
Benzinpreise in Österreich hausgemacht
Die Spritpreise in Österreich sind hausgemacht. Sie richten sich nach Angebot und Nachfrage und nicht nach der so genannten Rotterdamer Notierung für Rohöl. Das hat die Bundeswettbewerbsbehörde festgestellt. Damit widerspricht die Behörde früheren Behauptungen der Ölindustrie, wonach sich die Tankstellenpreise an der Rotterdamer Produktenbörse orientieren.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 06.08.2010
Keine Koppelung an Rotterdamer Notierung
Die Konsumenten dürfen nicht für dumm verkauft werden. Die Mineralölfirmen könnten ihre Preiserhöhungen nicht ständig mit gestiegenen Rohölpreisen argumentieren, sagt der Chef der Bundeswettbewerbsbehörde, Theodor Thanner. Er stellt fest: "Wir haben die Daten vieler österreichischer Tankstellen erhoben und festgestellt, dass die Koppelung an die Rotterdamer Notierung nicht mehr stattfindet."
Daten zwei Jahre untersucht
Seit rund zweieinhalb Jahren hat die Wettbewerbsbehörde die Daten der heimischen Tankstellen genau untersucht. Anlass waren die insbesondere in der Finanz- und Wirtschaftskrise enorm gestiegenen Spritpreise. Da die Mineralölfirmen gleichzeitig zum Teil hohe Gewinne gemacht haben, stand auch der Vorwurf im Raum, sie verlangten überhöhte Preise. Die hohen Spritpreise argumentierten die Firmen stets mit dem Argument, sie richteten sich nach den gestiegenen Rohölpreisen in Rotterdam.
Den Konsumenten die Wahrheit sagen
Jetzt stellt die Wettbewerbsbehörde klar, dass die Tankstellen ihre Preise je nach Angebot und Nachfrage festlegen. "Die Argumentation Angebot Nachfrage ist grundsätzlich in Ordnung. Aber es ist hinterfragenswert, wenn die Argumentationen wechseln. Vereinfacht heißt das, die Firmen müssten den Konsumenten die Wahrheit sagen. Wenn etwa offen gesagt werde, dass die Preise vor dem Wochenende oder Ferienzeiten wegen der größeren Nachfrage steigen, könnten die Autofahrer ihre Tank-Gewohnheiten danach richten.
Genaue Marktbeobachtung
Die Wettbewerbsbehörde werde jedenfalls genau darauf achten, dass Transparenz gegeben sei, sagt Thanner."Wir werden den Markt im Sinne der Konsumenten weiter beobachten. Sollten Verstöße kartellrechtlicher Natur oder Preisabsprachen festgestellt werden, könnte es zu einem Verfahren kommen", so Thanner. Derzeit gebe es aber keine Anzeichen dafür.