"Skandal" um Apartment in Monaco

Wirbel um Gianfranco Fini

Nach dem Bruch Silvio Berlusconis mit seinem Partei-Mitgründer Gianfranco Fini wird Italien wird wieder von einer heftigen Debatte erschüttert. Im Mittelpunkt der jüngsten Erregung stehen ein Apartment und Gianfranco Fini.

Morgenjournal, 11.08.2010

Günstige Wohnung in Monaco

Das Apartment ist nicht allzu groß - rund 70 Quadratmeter, aber im luxuriösen Steuerparadies Monaco angesiedelt. Besitzerin der Immobilie war eine italienische Adelige, Anna Maria Colleoni. Die glühende Anhängerin Gianfranco Finis vermachte das Anwesen daher 1999 seiner Partei Alleanza Nazionale. Vor zwei Jahren wurde die Wohnung in Montecarlo dann an ein Off-Shore-Unternehmen mit Sitz in der Karibik verkauft. So weit so gut. Weniger überzeugend fanden nun ehemalige Alleanza- Nazionale-Mitglieder den Kaufpreis, nämlich 300.000 Euro. Und noch auffälliger erschien ihnen der neue Mieter: Giancarlo Tulliani, Bruder der Lebensgefährtin Gianfranco Finis, Elisabetta Tulliani.

Rücktrittsforderungen

Nun ist die Sache also beim Gericht anhängig. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdacht auf Betrug. Kaufpreis und Miete - angeblich 1.500 Euro - sollen nicht den ortsüblichen Kategorien entsprechen. Das ist Wasser auf Silvio Berlusconi Mühlen - und die seiner Medien. Einmal mehr wird daher Finis Rücktritt vom Amt des Parlamentspräsidenten gefordert. Der Rufer nach Moral und Ethik habe sich selbst demaskiert, meint die Berlusconi nahe Zeitung "Il Giornale", und sammelt gleich einmal Unterschriften, um ihre Forderung zu untermauern.

"Große Verantwortungslosigkeit"

Italo Bocchino, Fraktionsvorsitzender von Zukunft und Freiheit und rechte Hand Gianfranco Finis schäumt: "Die Angriffe auf Fini und das Ansinnen, er möge als Parlamentspräsident zurücktreten, zeugen von großer Verantwortungslosigkeit. Damit wird aus einer politischen Krise eine institutionelle. Berlusconi muss dann die Verantwortung für diese Krise übernehmen, die dem Land schadet."

Papierener Krieg

Berlusconi und Fini selbst bekriegen einander derzeit nur mehr schriftlich: Fini mit einer Acht-Punkte-Erklärung, in der er alle Anschuldigungen zurückweist, Berlusconi mit einem Schreiben, in dem er seine Treuen "zur Mobilmachung" aufruft. Nach dem Motto: Wir müssen alle zusammenhalten.

Betrugs- und Korruptionsvorwürfe

Während auf beiden Seiten scharf geschossen wird, kommen aber immer mehr Details über Finis Lebensgefährtin und deren Familie zu Tage. Von Betrugsvorwürfen und Korruption ist die Rede. Bruder und Mutter der 38jährigen Elisabetta sollen millionenschwere Verträge beim staatlichen Fernsehen eingestrichen haben. Wohl aus Schadensbegrenzung hat die RAI jetzt vorerst sämtliche Aufträge gestoppt.

Schlag für Fini

Wie immer die Geschichte ausgeht, für Gianfranco Fíni ist die Affäre ein schwerer Schlag. Die angesehene katholische Zeitschrift titelt daher heute in ihrem Leitartikel: "Junge, katholische Politiker gesucht." Sprich: Italiens Katholiken wenden der jetzigen Regierung immer mehr den Rücken zu.