Neben der Milliarden-Klage von Atrium

Meinl: Tausende kämpfen um ihr Geld

Gegen die Meinl-Bank ist am Mittwoch in London eine Schadenersatz-Klage von zwei Milliarden Euro eingebracht worden - und zwar im Zusammenhang mit dem Niedergang der Papiere von Meinl European Land (MEL). Aber auch in Österreich kämpfen tausende Anleger um das Geld, dass sie durch MEL-Papiere verloren haben. Viele Verfahren werden wohl noch mindestens zwei Jahre dauern.

Mittagsjournal, 12.08.2010

Tausende Geschädigte

Eine mündelsichere Geldanlage, für Menschen die kein Risiko eingehen wollen - so wurden die MEL-Papiere angepriesen. Mit Immobilien in Osteuropa sollte das Geld der Anleger vermehrt werden - doch im Jahr 2007 fällt der Kurs der Papiere ins Bodenlose. Mit Meinl European Land verlieren tausende Österreicher viel Geld.

2.000 Klagen

Geschätzte 10.000 bis 12.000 von Ihnen versuchen seither, zumindest einen Teil des investierten Geldes zurückzubekommen. Insgesamt 2.000 Klagen laufen gegen die Meinl-Bank, darunter sind einige Sammelklagen. Die Kläger werfen der Meinl-Bank unter anderem irreführende Informationen und Marktmanipulation vor.

AK hat Vergleich erzielt

Letzte Woche hat es eine erste Einigung gegeben: Die Arbeiterkammer hat sich mit der Meinl-Bank auf einen Vergleich geeinigt. Die Einigung gilt für 5.500 Anleger. Wer dem Vergleich zustimmt, bekommt rund ein Drittel des Verlusts ersetzt. Kleinanleger bekommen dabei prozentuell etwas mehr. 500 Klienten des Grazer Rechtsanwalts Harald Christandl können sich dem Vergleich anschließen. Christandl ist mit dem Ergebnis zufrieden: Eine rasche Auszahlung sei besser lange und nicht endgültig gesicherte Gerichtsverfahren.

"Nicht einmal ein Drittel"

Anders sieht das Kleinanleger-Vertreter Wilhelm Rasinger. Aus seiner Sicht ist der Vergleich nur für jene Anleger sinnvoll, die zwischen 10.000 und 20.000 Euro investiert haben. Für alle, die mehr verloren haben, sei dieser Vergleich geradezu schäbig. Der Arbeiterkammer wirft er vor, einen voreiligen Vergleich geschlossen zu haben. Ein Vergleich sei nur dann fair und ausgewogen, wenn man sich in der Mitte treffe. Und "ein Drittel ist nicht die Mitte." Und nicht einmal das werde erreicht, wegen der Berechnungsart und des Zinsverlusts, so Rasinger.

Rasinger will mindestens 50 Prozent

Ein ermutigendes Signal für die anderen Anleger sei der Vergleich mit Arbeiterkammer jedenfalls nicht, sagt Rasinger. Es sei zu keiner Änderung oder Einstellung der Vorgangsweisen von Meinl gekommen: "Das ist eine rein taktische Vorgangsweise, um die mächtige Arbeiterkammer aus der Front der Gegner herauszunehmen." Dennoch will Rasinger weiterkämpfen, und sieht gute Chancen, dass Anleger zumindest 50 Prozent ihres Verlustes zurückbekommen.

Advofin: Kein Vergleich

Weiterkämpfen will man auch bei Advofin. Dort vertritt man rund 8.000 Anleger. Für einen Teil davon dürfte der Vergleich der Arbeiterkammer interessant sein, aber für die anderen will Advofin-Vorstand Franz Kallinger aufs Ganze gehen: "Wir fordern grundsätzlich den Schaden, der entstanden ist. Auf einen Vergleich wird derzeit nicht hingearbeitet."

Auch Klage gegen Atrium

Bei Advofin hat man übrigens nicht nur die Meinl-Bank geklagt, sondern auch Atrium. Also jene Firma, die aus der Meinl European Land -Immobiliengesellschaft hervorgegangen ist und die gestern ihrerseits die Meinl-Bank auf zwei Milliarden Euro geklagt hat.

Noch zwei Jahre

Ein Ende der Verfahren ist noch nicht in Sicht. Mindestens zwei Jahre wird es schon noch dauern, bis der Kampf um die verlorenen MEL-Millionen ausgefochten ist.

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