Bildungsreformer Schilcher warnt

Länderkompetenz Schule wäre "Katastrophe"

Die Länder wollen die Schulorganisation komplett übernehmen und für alle 120.000 Lehrer zuständig sein. Das sei mit Kanzler und Vizekanzler im Prinzip schon ausgemacht, sagt der amtierende Vorsitzende der Landeshauptleute, Erwin Pröll (ÖVP). Aber der Schulreformer Bernd Schilcher warnt: Diese Lösung wäre eine Katastrophe für das Schulwesen.

Morgenjournal, 13.08.2010

Katastrophe Fleckerlteppich

Der frühere Vorsitzende der Schulreform-Kommission und ehemalige ÖVP-Politiker Bernd Schilcher warnt jetzt dringend davor, den Ländern im Schulwesen zu viel Macht zu geben: Wenn der Bund nur einen dünnen Rahmen vorgibt und die Länder die Macht über die Schule bekommen, "wäre das eine schlichte Katastrophe", so Schilcher. Als Negativbeispiel nennt er Deutschland, dort habe jedes Bundesland eigene Schulvorstellungen - ein "bildungspolitischer Fleckerlteppich".

"Diese Divergenzen will man nicht"

Ohnehin gehe der Trend weg von zersplitterten Regelungen, sagt Schilcher und nennt Beispiele: So verstehe heute niemand mehr, dass die Bundesländer im Bauwesen oder im Jugendschutz eigene Gesetz hätten. "Diese Divergenzen sind nicht mehr angebracht, die will man nicht." Wozu also gerade im Schulwesen die andere Richtung einschlagen, so der Bildungsexperte.

Hauptsache Vereinheitlichung

Hans Pitlik vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) ist nicht ganz so streng. Jeder Lösung sei besser als der Status quo, wo der Bund zahlt und die Länder anschaffen. Man müsse Systeme finden, die das wieder vereinheitlichen, so Pitlik. Und da gebe es eben die von Pröll vorgeschlagene Länderlösung oder eine Zentralisierung. Welche besser ist, will Pitlik nicht bewerten, beide wären aber besser als die momentane, denn die sei sicher die ineffizienteste.

Länder in Verantwortung nehmen

Und der WIFO-Experte traut den Ländern zu, dass sie das auch können, was sie lautstark fordern: "Wenn die Länder tatsächlich in die Verantwortung genommen werden für die Ergebnisse des Schulwesens, dann kann ich vorstellen, dass das tatsächlich eine gangbare Lösung wäre."

Effizienterer Mitteleinsatz

Im Schulwesen schlummern riesige Sparpotenziale, in Studien ist von bis zu einer Milliarde Euro längerfristig die Rede. Auch WIFO-Mann Hans Pitlik hält es für möglich, Beträge einzusparen, wenn es auch fraglich sei, ob das größere Dimensionen wären. Es gehe aber um den effizienteren Einsatz der vorhandenen Mittel, "damit die Ergebnisse der Schüler besser werden", so Pitlik. Aber darum geht es noch nicht. Jetzt geht es um das Match Bund-Länder und wer es gewinnt.