Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr
Kulterer in Untersuchungshaft
Der ehemalige Vorstandschef der Kärntner Hypo Alpe Adria Bank, Wolfgang Kulterer, ist in Untersuchungshaft genommen worden. Damit ist der Richter dem Antrag der Staatsanwaltschaft in Klagenfurt gefolgt. Kulterer Festnahme am Freitag war die erste Festnahme im Zuge der Ermittlungen rund um möglicherweise dubiose Geschäfte der Hypo Alpe Adria.
8. April 2017, 21:58
"Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr"
Freitagfrüh ist Wolfgang Kulterer festgenommen worden, bis Samstagabend ist er mit einer kurzen Schlafpause stundenlang einvernommen worden. Sonntag am späten Nachmittag hat der Wochenend-Journalrichter Kulterer pflichtgemäß noch einmal einvernommen, danach hat er die Untersuchungshaft über ihn verhängt. Damit sei der Richter dem Antrag der Staatsanwaltschaft gefolgt, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Helmut Jamnig. Als Haftgründe gibt er an: "Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr."
30 Hausdurchsuchungen
Die Untersuchungshaft ist das Ergebnis monatelanger Ermittlungen. Die SoKo, die Sonderkommission (SOKO) Hypo Alpe Adria, hat insgesamt fast 30 Hausdurchsuchungen durchgeführt und dabei umfangreiches Material beschlagnahmt. Bei den letzten zehn Hausdurchsuchungen in Wien und Klagenfurt am Freitag wurden erneut viele neue Unterlagen sichergestellt. Diese werden jetzt ausgewertet.
Untreue, Falschaussage
Kulterer wird unter anderem Untreue vorgeworfen. Er soll später uneinbringliche Millionen-Kredite ohne entsprechende Sicherstellungen vergeben und die Bank so geschädigt haben. Außerdem soll er als Zeuge im Untersuchungsausschuss des Kärntner Landtages im Jahr 2007 falsch ausgesagt haben.
40 weitere Beschuldigte
Kulterer selbst weist die Vorwürfe zurück. Er ist der erste im Zuge der Ermittlungen rund um die Hypo Alpe Adria-Verluste, der festgenommen und in Untersuchungshaft genommen worden ist. Laut der Sonderkommission gibt es noch 40 weitere Beschuldigte. Ob auch sie mit Festnahmen rechnen müssen, werden die weiteren Ermittlungen ergeben.
"Weitere Festnahmen möglich"
Bernhard Gaber, Leiter der Hypo-Sonderkommission, im Morgenjournalgespräch a, 16.08.2010 mit
"Fakten" gegen Kulterer
Die bei den Hausdurchsuchungen beschlagnahmten Unterlagen würden nun ausgewertet, erst danach könne man sagen, ob sich neue Entwicklungen oder Bestätigungen ergeben, sagt Bernhard Gaber, Leiter der Hypo-Sonderkommission. Für die Verhängung der Untersuchungshaft gegen Kulterer seien die bisherigen Ermittlungen ausschlaggebend gewesen. Für den Vorwurf, Kulterer habe Kredite ohne ausreichende Sicherheiten oder Prüfung der Bonität der Kunden vergeben, lägen "Fakten" vor, so Gaber.
Dauer der Ermittlungen offen
In diesem Zusammenhang seien "zu einem geringen Teil" neue Firmen aufgetaucht. Bisher habe die SOKO Hypo 2.000 solcher Personen und Firmenverbindungen eruiert und sei nun dabei, diese auszuwerten. Dass es noch weitere Festnahmen geben könnte, will Gaber nicht ausschließen: "Bei 40 Beschuldigten besteht immer die Möglichkeit, bei Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen, dass es wiederum zu Festnahmen kommen kann." Wie lange die Ermittlungen noch dauern werden, lässt der SOKO-Leiter offen.