Ministeriumssprecher bittet um Verständnis und Hilfe

Regierung von Katastrophe überfordert

Die Regierung in Islamabad muss sich derzeit viel Kritik gefallen lassen, aus dem In-und Ausland. Die pakistanischen Behörden scheinen mit der Situation überfordert zu sein. Das in Pakistan tatsächlich vorhandene Katastrophenschutzministerium versucht, die Kritik zu entkräften, und wirbt im Ö1 Gespräch um Verständnis und Geduld.

Mittagsjournal, 18.08.2010

"Wir stoßen an unsere Grenzen"

Der offizielle Sprecher des Katastrophenschutzministeriums, Ahmad Kamal, ist nicht zu beneiden in diesen Tagen. Er hat einen schwierigen Job. Ständig muss er sich einen neuen Überblick verschaffen über die verheerende Flut und ihre Auswirkungen. "Jetzt ist auch Belutschistan betroffen", klagt der Sprecher des Katastrophenschutzministeriums. Er wirkt gestresst, das ist verständlich, muss er doch seine Regierung gegen die heftige Kritik verteidigen. Der Ministeriumssprecher ersucht um Verständnis: "Wir versuchen, jeden im Katastrophengebiet zu erreichen, aber wir stoßen an unsere Grenzen. Das ist alles unvorstellbar. So eine Tragödie hat es auf der Welt noch nie gegeben."

"Wir tun was wir können"

Der Innenminister hat erst heute in einem Interview für die BBC versichert, dass die Hilfe ankommt und die Regierung dafür einsteht. Aber viele Flutopfer klagen, dass sie bisher nichts erhalten hätten. Einige beschuldigen die Regierung, sie im Stich zu lassen und sogar, Spendengelder zu veruntreuen. Andern geht die Hilfe zu langsam voran. Der Ministeriumssprecher versucht, die Vorwürfe zu entkräften. "Alle geben ihr Bestes, um die Bedürftigen zu versorgen, wir tun was wir können." Achmed Kamal würdigt ausdrücklich die Bemühungen der Armee, auf die nun die Bevölkerung zunehmend ihre Hoffnungen setzt.

Auf dieses Ausmaß nicht vorbereitet

Zumindest derzeit sieht es so aus, als hätte die Flut Pakistan völlig unvorbereitet getroffen, wo doch der Monsun-Regen jedes Jahr wiederkehrt, nahezu pünktlich. "Für Katastrophen eines gewissen Ausmaßes sind wir immer vorbereitet, mit einer derartigen Flut aber, die das ganze Land betrifft, haben wir nicht gerechnet, nicht mit diesen immensen Regenfällen, die dann diese Sturzfluten ausgelöst haben." Vorrangig müssten nun die Provinzen Sindh, Belutschistan und Punjab versorgt werden, schildert Kamal. Aber das gehe nur mit der Hilfe der internationalen Gemeinschaft, sagt der Sprecher und wiederholt seine Bitte um Hilfe.

Religiöse Gruppen profitieren

Wo die Regierung versagt, hat die Opposition leichtes Spiel. In Pakistan sind das die radikalen islamischen Gruppierungen. Sie leisten Hilfe, nur einen kleinen Beitrag, aber sie zeigen damit der Bevölkerung, wer sich um sie kümmert. Denn sie sind im Katastrophengebiet Pakistans die einzigen Helfer, die man antrifft.

Reportage aus dem Katastrophengebiet

Mittagsjournal, 18.08.2010