Viele Fehldiagnosen in den USA?
Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom
In den USA wird bei viel zu vielen Kleinkindern eine medizinisch bedenkliche Konzentrationsstörung diagnostiziert. Zu diesem Schluss kommt der Gesundheitsökonom Todd Elder von der Michigan State University.
8. April 2017, 21:58
Elder fand heraus, dass das sogenannte Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom, kurz ADHS in Kindergärten bei den jüngsten Kindern um 60 Prozent häufiger diagnostiziert wurde als bei älteren Kindern der jeweiligen Gruppe.
Bei Schulkindern ist der Anteil an ADHS-Diagnosen bei den Schulanfängern sogar bis zu doppelt so hoch wie bei Kindern in höheren Klassen.
Werden die Symptome falsch interpretiert?
Die Diagnosen würden zwar jeweils von Ärzten gestellt, zumeist jedoch auf Antrag von Erziehern oder Lehrerinnen, schreibt Elder. Dabei könnten die scheinbaren ADHS-Symptome auch einfach nur auf fehlende geistige und emotionale Reife und Überforderung der Kleinen zurückzuführen sein, meint Todd Elder.
Als Gesundheitsökonom hat Elder auch die wirtschaftlichen Folgen dieser Entwicklung berechnet: Seiner Meinung nach werden jährlich bis zu 500 Millionen Dollar für Medikamente aufgrund der mutmaßlich falschen Diagnosen ausgegeben.
Für die Studie Elders wurden die Daten von rund 12.000 Kindern ausgewertet. In Österreich geht man von etwa drei Prozent aller Kindergarten- und Schulkinder aus, die ADHS aufweisen, das wären mehr als 40.000 Kinder.
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Michigan State University - Todd Elder