Ankunft in Wien
"Bildnis Wally" ist zurück
Das "Bildnis Wally" ist am Freitag nach zwölf Jahren zurückgekehrt. Die Maschine mit dem Bild an Bord ist in der Früh auf dem Flughafen Wien-Schwechat gelandet. Am Montag wird es im Leopold Museum enthüllt und ausgestellt. Diethard Leopold, der Sohn des verstorbenen Museumsgründers Rudolf Leopold, sagt im Ö1 Gespräch, die Rückkehr sei kein Anlass für Triumphgefühle.
8. April 2017, 21:58
Zentraler Punkt, dass es letztlich zu einer Einigung kam, war die Zahlung von 19 Mio. Dollar (14,8 Mio. Euro) an die Erben der Kunsthändlerin Lea Bondi-Jaray.
Morgenjournal, 20.08.2010
Eigentlich hatte Rudolf Leopold das Gemälde 1954 im Tausch von der Österreichischen Galerie Belvedere erworben. Allerdings hatte es eine düstere Vorgeschichte, denn: In der Nazi-Zeit hatte es der Kunsthändler Friedrich Welz unter strittigen Umständen der Galeristin Lea Bondi-Jaray abgepresst. Nach dem Krieg schließlich wurde es versehentlich an falsche Besitzer restituiert.
Nachdem Henry Bondi und Rita Reif 1998 als Erben der ursprünglichen Besitzer für ihre Familien Ansprüche an die Schiele-Bilder "Bildnis Wally" und "Tote Stadt III" gestellt hatten, wurden die Bilder nach Ende einer Ausstellung der Sammlung Leopold in New York beschlagnahmt. Während "Tote Stadt III" 1999 vom US-Justizministerium freigegeben wurde und nach Wien zurückkehren konnte, wurde um "Wally" seither prozessiert.
In gutem Glauben erworben
De facto war der Wally-Streit auch der wesentliche Impuls zu einer breiten Restitutionsdebatte in Österreich, die im Kunstrückgabegesetz mündete. Das langwierige Verfahren in New York drehte sich dabei vor allem um die Frage, was genau Rudolf Leopold über die Vorbesitzer und die Umstände der Besitzerwechsel gewusst hatte. Er selbst betonte stets, es in gutem Glauben erworben zu haben. Dass es nun, rechtzeitig vor dem Prozess "Die vereinigten Staaten gegen Rudolf Leopold" zur privaten Einigung kam, war wichtig, denn die Gefahr einer endgültigen Beschlagnahme war nie restlos auszuschließen.
Die aufgelaufenen Anwaltskosten bezifferte der kaufmännische Direktor des Leopoldmuseums Peter Weinhäupl mit drei bis dreieinhalb Mio. Euro. Es habe in der Vergangenheit mehrere Anläufe für eine Einigung gegeben, doch seien die finanziellen Angebote der Stiftung offenbar zu gering gewesen. Nun wurden es knapp 15 Millionen Euro. Rudolf Leopold soll noch persönlich Bilder für einen allfälligen Verkauf bestimmt haben, um diese Summe zu finanzieren. Diese könnten vorläufig als Sicherheit für die Vorfinanzierung durch dritte Seite dienen.
Weitere Vergleiche angestrebt
Dass mit einer neuen Generation im Leopold Museum aber ein neuer, versöhnlicherer Ton in Sachen Restitution angeschlagen werden könnte, wurde deutlich, als Diethard Leopold ein Statement der Leopold Museum Privatstiftung verlas. Darin wird ausgehend von dem Fall "Wally" auch auf weitere in der Provenienz strittige Kunstwerke aus der Sammlung Bezug genommen: Obwohl gesetzlich nicht dazu verpflichtet, werde die Stiftung "aus moralischer Verantwortung der Geschichte Österreichs und seiner jüdischen Mitbürger gegenüber handeln, Vergleiche anstreben und realisieren, die die Ansprüche und Vorstellungen beider Seiten zu befriedigen imstande sein werden".
Schade nur, dass Rudolf Leopold die Rückkehr des Bildes, um das er bis zuletzt wie ein Löwe gekämpft hatte, nicht mehr erleben durfte.
Kein Anlass für Triumph
Diethard Leopold, der Sohn des verstorbenen Museumsgründers Rudolf Leopold und Vorsitzender der Leopold-Stiftung, sagte im Ö1-Morgenjournal-Gespräch, die Rückkehr des "Bildnis Wally" sei kein Anlass für Triumphgefühle. Denn erstens sei es ein Vergleich, bei dem es keinen Sieger, sondern eher zwei Gewinner gebe, und zweitens wäre wegen des Hintergrunds der Nazi-Raubkunst eher Trauer angebracht.
Morgenjournal, 20.08.2010
Christl Reiss im Gespräch mit Diethard Leopold, dem Sohn des verstorbenen Museumsgründers Rudolf Leopold
Hoffnung auf Lösung in weiteren Fällen
Was weitere Werke in der Sammlung Leopold betrifft, die der Restituierung bedürften, sagt der Stiftungsvorsitzende, so zahlreich seien diese Werke nicht. Es gehe dabei vor allem ein größeres Schiele-Gemälde mit dem Titel "Häuser am Meer" und einige kleinere Bilder von Anton Romako. "Mehr sehe ich im Moment nicht", so Diethard Leopold. Er rechnet auch in diesen Fällen mit Lösungen "bei gutem Willen von allen Seiten".
Finanzierung durch Verkäufe
Die Kosten für den Vergleich für das Bildnis Wally in der Höhe von 15 Millionen Euro will die Stiftung Leopold durch den Verkauf anderer Werke hereinbringen. Die Liste ist bereits von Rudolf Leopold vorbereitet worden. Diethard Leopold verweist darauf, dass sich die Stiftung mit dem Verkauf drei Jahre lang Zeit lassen könne.
Problem Museumsdefizit
Über den neuen Direktor des Museums Leopold entscheidet der Stiftungsvorstand am Freitagnachmittag. Ein weiteres Thema ist das Defizit des Museums, das von Staat nicht vollständig ausgeglichen werde, so Leopold: "Hier muss dringend eine Lösung gefunden werden".