Wahlausgang völlig offen
Australien wählt ein neues Parlament
14 Millionen Wahlpflichtige sind in Australien zu Parlamentswahlen aufgerufen. Es wird ein Kopf an Kopf-Rennen erwartet, zwischen der regierenden Labor-Partei von Ministerpräsidentin Julia Gillard und der liberal-konservativen Opposition des früheren Journalisten und Wirtschaftswissenschafters Tony Abbott.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 21.08.2010
Qual der Wahl
Der Wahlkampf war langweilig, aber zuletzt wird es doch spannend, hofft zumindest das Publikum bei der einzigen öffentlichen Debatte der beiden Kandidaten.
Julia Gillard ist die erste weibliche Premierministerin Australiens und setzt auf eine starke Wirtschaft. Tony Abbott, der Kandidat der Opposition will es in jedem Fall besser machen. Das ist die Qual der Wahl für die Wähler, die gemäß der Verfassung noch dazu verpflichtet sind, ihre Stimme abzugeben.
Kopf an Kopf Rennen
Derzeit wagt es niemand vorauszusagen, wie die vorzeitigen Neuwahlen ausgehen werden. Obwohl Julia Gillard dieses riskante Spiel gleich nach ihrem Amtsantritt aufgenommen hat. Die 48-jährige ist automatisch in die Fußstapfen des zuletzt glücklosen Premierministers Kevin Rudd geraten.
Es heißt, sie war an seiner Abwahl als Parteichef nicht unbeteiligt. Sie wollte den Vorsprung vor der konservativen Opposition ausnützen, der ohnehin nur knapp war und mittlerweile, wie es scheint, überhaupt verschwunden ist. Die Labor Party und die liberal-konservative Opposition liegen nun gleichauf.
Abbot will gratis den Kühlschrank öffnen
Oppositionschef Tony Abbott hat kräftig aufgeholt, obwohl er relativ neu auf seinem Posten ist, so wie Julia Gillard. Der frühere Journalist, der ursprünglich römisch-katholischer Priester werden wollte, ist im Gegensatz zu seiner Rivalin ein mitreißender Redner.
Bei einer Rede wettert der 52-jährige gegen eine Stromabgabe: "Man zahlt, wenn man den Kühlschrank öffnet. Man zahlt, wenn man das Licht andreht. Man zahlt, wenn man unter die Dusche geht. Ich weiß, wie schwer ihr für jeden Dollar arbeitet. Der Regierung gebt ihr viel zu viel."
Steuern als rotes Tuch
Eigentlich stören Abbot alle Steuern. Besonders die sogenannte Minensteuer ist ihm ein Dorn im Auge. Die Regierung erwartet sich von der Minensteuer Einnahmen von 7,3 Milliarden Euro.
Ganz pauschal wirft er der Labor Party Verschwendung vor. "Das muss ein Ende haben. Gleich am ersten Tag meiner künftigen Koalitionsregierung werde ich die Zahlungen an die Bürokraten einstellen und das Geld direkt den Schulgemeinden geben", verspricht Abbot.
Gillard: Rezession verhindert
Für eine bessere Erziehung will sich auch Julia Gillard einsetzen und ist vom bisherigen Wirtschaftskurs felsenfest überzeugt. "Wir mussten entschieden handeln. 200.000 Australier konnten ihren Job behalten. Australien hat es geschafft, mit dem höchsten Wirtschaftswachstum und der niedrigsten Arbeitslosigkeit und mit weniger Schulden als die meisten. Aber wären wir Mr. Abbots Einschätzung gefolgt und hätten nichts getan, dann wäre Australien in eine tiefe Rezession gefallen", so Gillard mit einem der seltenen kleinen Seitenhiebe dieses Wahlkampfs.
Einig gegen Flüchtlinge
In manchen Bereichen sind die Regierungschefin und der Oppositionschef durchaus einer Meinung. Zum Beispiel, wenn es um die Flüchtlinge geht, die beide nicht aufnehmen wollen. Obwohl es pro Jahr ohnehin nur 5.000 sind, die sich mit ihren Booten an die Küsten des Kontinents wagen. Aber es ist ein Thema, das Emotionen erzeugt, und darauf will keiner verzichten.