UNO: Rasch handeln nötig
Hilfe erreicht vorerst nur wenige
Die Hilfe in Pakistan hat erst ein Viertel jener Menschen erreicht, die Hilfe benötigen würden. Marcus Prior vom World-Food-Programm der Welternährungshilfe der UNO erklärt, worin die Schwierigkeiten liegen. Die Ernte der Bauern für das nächste Jahr könnte noch gerettet werden, wenn man rasch handelt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 24.08.2010
Von Außenwelt abgeschnitten
Im Norden Pakistans geht das Hochwasser inzwischen zurück. Entwarnung könne er deswegen aber nicht geben, sagt Marcus Prior, Sprecher der UNO-Welternährungshilfe in Islamabad: "Leider heißt das noch nicht, dass für viele Menschen das Schlimmste schon vorbei ist. Speziell im Norden ist eine große Zahl von Menschen über Straßen nicht mehr erreichbar, weil die Straßen und Brücken von den Fluten einfach weggespült worden sind. Es wird noch Wochen, wenn nicht Monate dauern, bis diese Gegenden wieder erreichbar sind."
Hubschrauber benötigt
800.000 Menschen, so Marcus Prior, können daher nur aus der Luft versorgt werden: "Wir haben zur Zeit 13 oder 14 Hubschrauber. Drei neue Helikopter sind erst gestern dazugekommen. Aber um alle Leute erreichen zu können, die von der Außenwelt abgeschnitten sind, würden wir noch 40 zusätzliche Hubschrauber benötigen. Daher bitten wir jeden Staat und jede Organisation, die Hubschrauber besitzen, sie uns zur Verfügung zu stellen. Wir können sie wirklich brauchen."
Kalorienhältige Kekse
Mit den Hubschraubern werden Pakete mit Nahrungsmitteln zu Verteil-Punkten gebracht. Von dort werden sie von mit der UNO-Welternährungshilfe kooperierenden lokalen Hilfsorganisationen weiterverteilt, oft auch zu Fuß. In ganz dringenden Fällen werden auch direkt von Hubschraubern Notpakete zu den Hungernden abgeworfen. Sie enthalten hochkalorienhältige Kekse: "Die Kekse kann man sofort essen, man muss sie nicht erst kochen. Sie enthalten natürlich nicht alles, was die Menschen brauchen würden, aber sie geben ihnen zumindest einen Kraftstoß, damit sie die nächsten paar Tage überstehen. Bis wir ihnen umfangreichere Rationen bringen können", erklärt Prior.
Ein Paket reicht nicht
Insgesamt würden sechs Millionen Menschen Nahrungsmittel benötigen, sagt Marcus Prior. Die UNO hat bisher nur 1,6 Millionen von ihnen erreicht. Es würden täglich neue Pakete ausgegeben, aber: "Das Hochwasser bewegt sich weiter, die Lage ist noch nicht zur Ruhe gekommen. Es ist leicht möglich, dass wir die Zahl jener, die Lebensmittelhilfe brauchen, noch weiter nach oben korrigieren müssen", sagt Prior. Für viele der Bedürftigen werde ein einzelnes Hilfspaket nicht ausreichen.
Zukünftige Ernte könnte noch gerettet werden
"Wir haben die Soforthilfe vorerst auf eine Dauer von drei Monaten angesetzt. Es gibt etliche Leute, die so viel verloren haben, dass sie längerfristige Unterstützung brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Wir machen uns vor allem um die Bauern sorgen, das ist die große Mehrzahl der Betroffenen. Viele haben nicht nur alle ihr Vorräte, sondern auch ihr Saatgut verloren. Die Weizenaussaat sollte Mitte September beginnen und geht zwei Monate. Daher ist es wichtig, dass die Bauern in dieser Zeit zurück auf ihre Felder können und auch das notwendige Saatgut haben, um noch rechtzeitig anbauen zu können und nicht eine ganze Saison zu verlieren", erklärt der Sprecher der UNO- Welternährungshilfe.
Laut Prior ist dieses Ziel durchaus noch erreichbar, wenn das Wetter mitspielt und die Hilfsorganisationen jetzt rasch handeln.