5.000 Soldaten "starben nicht umsonst"

Obama: Kampfeinsatz im Irak beendet

Der Krieg im Irak ist vorbei. Die fast 5.000 Todesopfer unter den US-Soldaten waren nicht umsonst, dieses Resümee zieht US-Präsident Barack Obama in der zweiten Ansprache an die Nation aus dem Weißen Haus. Die USA haben damit den Kampf-Einsatz im Irak siebeneinhalb Jahre nach Beginn des Kriegs offiziell beendet.

Großer Bogen

Der Kampf im Irak sei nicht umsonst gewesen. In Afghanistan müsse weiter gegen den Terror gekämpft werden – und mit den selben Tugenden müsse es auch gelingen, die Wirtschaftskrise zu überwinden – das ist der inhaltlich Bogen der 18-minütigen Rede Barack Obamas aus dem Oval Office – live an die TV Nation. Der Bühne im Chefbüro des Weißen Haus bedienen sich US-Präsidenten nur dann, wenn die Botschaft eine ganz besondere sein soll. Obama wählt sie bereits zum zweiten Mal.

Morgenjournal, 01.09.2010

50.000 bleiben

Nach der Öl Katastrophe im Golf von Mexiko ist heute das Ende der Kampfhandlungen im Irak die Botschaft: "Hiermit erkläre ich den Kampfeinsatz im Irak als beendet. Die Operation Freiheit für den Irak ist vorbei. Und die Menschen im Irak tragen jetzt selbst die Verantwortung für die Sicherheit in ihrem Land." 50.000 US Soldaten werden freilich bis Ende nächsten Jahres im Irak bleiben – doch dann habe er sein Versprechen erfüllt so Obama.

"Aus der Asche ein Neubeginn"

Der Krieg sei nicht umsonst gewesen, betont Obama mit Verweis auf fast 5.000 tote US Soldaten ungewohnt pathetisch: "Wir haben unsere jungen Männer und Frauen in den Irak geschickt um dort enorme Opfer zu bringen. Wir haben das durchgehalten, weil wir den Glauben der Iraker teilen, daran, dass es aus der Asche einen Neubeginn für die Wiege der Zivilisation geben wird."

Um Ausgleich bemüht

Auf eine kritische Abrechnung mit Amtsvorgänger George Bush und dessen auch in den USA mittlerweile umstrittener Entscheidung diesen Krieg zu führen, verzichtet Obama – er ist um Ausgleich bemüht: "Da waren Patrioten für diesen Krieg und Patrioten gegen diesen Krieg – alle von uns sind sich einig in der Wertschätzung für unsere Soldaten und den Hoffnungen für die Zukunft des Irak."

Terroristen vernichten

Der Kampf gegen Al-Kaida gehe bis zur Vernichtung der Terroristen in Afghanistan weiter, so Obama, der den Krieg dort im Gegensatz zum Einsatz im Irak auch schon während seines Wahlkampfes als wichtigen, entscheidenden Krieg bezeichnet hat.

"Dämmerung besserer Tage"

Im letzten Drittel seiner Ansprache setzt sich der US-Präsident mit Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit auseinander, den alles beherrschenden Themen im Land. Auch hier ruft Obama zur gemeinsamen Anstrengung auf – und schließt seine Rede einmal mehr mit einem Lob für den Einsatz der US-Soldaten und einem Versprechen: "Und auch wenn unsere Nation durch harte Zeiten geht, unsere Soldaten geben uns die Zuversicht, dass unser Kurs stimmt – und dass hinter der Dunkelheit vor der Dämmerung bessere Tage liegen. Danke. Gott schütze die Vereinigten Staaten von Amerika und alle, die ihnen dienen."

"Obama hat Wendepunkt verkündet"

Michael Werz, Politologe am Center for American Progress, im Morgenjournal-Gespräch vom 01.09.2010 mit Wolfgang Wittmann

Verantwortung der USA endet nicht

4418 tote US-Soldaten, 9.500 tote irakische Sicherheitskräfte, mindestens 112.600 tote irakische Zivilisten, mehr als eine Billion US-Dollar Kosten - das ist keine Erfolgsbilanz, bestätigt der Politologe am Center for American Progress, Michael Werz. Präsident Obama habe jedenfalls einen Wendepunkt verkündet, zugleich aber gesagt, dass die Verantwortung der USA für den Irak damit nicht endet. 50.000 Soldaten seien nach wie vor im Irak und sähen sich selbst sehr wohl als Kampftruppen. "Also es ist klar, dass die USA nichts anbrennen lassen werden", so Merz.

Auch positive Entwicklungen

Für die weitere Entwicklung des Iraks gebe es positive als auch negative Indikatoren, so Merz: "Die Wirtschaft wächst relativ schnell, es gibt ein hohes Maß an politischer Freiheit verglichen mit allen anderen arabischen Anrainerstaaten. Aber natürlich auch die Segmentierung im Inneren der Gesellschaft." Der Zusammenhalt der irakischen Nation werde ein zentrales Moment sein, aber in den USA gehe man davon aus, dass die irakischen Sicherheitskräfte und die Regierung das bewältigen, so Merz.