Auch Gaspreis zu hoch kritisiert E-Control

Strom weiterhin zu teuer

Noch ist der wirtschaftliche Aufschwung nicht stabil, die Unternehmen brauchen daher auch nicht so viel Energie. Dadurch sind die Preise wieder stark gesunken. Nicht jedoch für Haushaltskunden, kritisiert Energieregulator Walter Boltz.

Mittagsjournal, 05.09.2010

Um fünf Prozent zu teuer

Die österreichischen Privathaushalte und Kleinbetriebe zahlen gegenwärtig zu viel für Strom und auch für Gas, meint der Regulator. Für E-Control-Chef Walter Boltz wäre für die Haushalte vor allem im Osten Österreichs eine Strompreissenkung auf den Energieanteil um 10 Prozent drin, was für die Kunden unterm Strich eine Verbilligung um 5 Prozent bedeuten würde. Auch beim Gas sieht er Preissenkungspotenzial.

Boltz geht aber selber nicht davon aus, dass die Energieanbieter vor Ende der beginnenden Heizsaison die Preise senken, sondern warten dürften, "bis die Mengen abgesetzt und das Geld herinnen" seien, wie der Regulator in Alpbach der APA sagte. Vor allem bei teureren Anbietern sollten aber Anfang 2011 Preissenkungen auch bei den bestehenden Kunden möglich sein, sagte Boltz.

Großhandelspreise im Keller

Die Großhandelspreise für Strom seien seit 2008 gefallen, bei Gas seit Anfang 2009. Beim Strom seien die Spotpreise derzeit um die Hälfte billiger als im Frühherbst 2008, berichtete Boltz. Er geht davon aus, dass die Großhandelspreise noch geraume Zeit moderat bleiben. Damit steige der Druck noch weiter, die Endkunden am niedrigen Einkaufspreisniveau teilhaben zu lassen.

Zu wenige wechseln Anbieter

Dass zu wenig passiere, liegt für Boltz am mäßigen Wettbewerb im Land. Die Anbieter-Wechselrate bei Strom liege in Österreich nur bei 1,5 bis 2 Prozent, bei Gas sei es noch weniger. Das reiche nicht, um scharf zu kalkulieren. In Deutschland seien die Wechselraten weitaus höher.

Von der Großhandelspreisentwicklung her wäre nach den Preisbeobachtungen der E-Control noch zu Jahresende Verbilligungen möglich. Realistischerweise geht auch Boltz davon aus, dass während der Heizsaison wohl nichts passieren wird. Steigen die Preise für Energieimporte, werde sich voraussichtlich auch dann nichts tun. Hinzu komme, dass Ländergesellschaften von ihren Eigentümern unter Druck seien, entsprechende Dividenden abzuliefern.

Künftig zwei Geschäftsführer

Boltz ist derzeit Alleingeschäftsführer der E-Control. Im Zuge der Reform der Regulationsbehörde soll nächstes Jahr ein zweiter Geschäftsführer installiert werden. Deshalb werden die zwei Geschäftsführerposten Anfang 2011 ausgeschrieben, wie das Wirtschaftsministerium vergangene Woche bestätigt hat. Boltz will sich zu der Personaldiskussion nicht äußern.

Text: APA, Audio: ORF