Regimekritiker und Journalist tot aufgefunden

Weißrussland: Selbstmord oder Mord?

In Weißrussland ist einer der führenden Regimekritiker unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen. Der Journalist Oleg Bebenin wurde erhängt aufgefunden. Offiziell ist von Selbstmord die Rede. Kollegen und politische Weggefährten des Journalisten haben Zweifel an dieser Darstellung geäußert.

Abendjournal, 05.09.2010

Selbstmordthese unglaubwürdig

Der 38-jährige Journalist Oleg Bebenin wurde am Freitag erhängt in seinem Wochenendhaus bei Minsk aufgefunden. Er war der Betreiber einer der wichtigsten oppositionellen Internetseiten „Charter 97“. Die Ermittler sprechen von Selbstmordverdacht. Kollegin Bebenins, Natalja Radina, hingegen sagte, Bebenin sei voller Pläne gewesen. Auch der Chef der Bürgerinitiative Europäisches Weißrussland, Andrej Sannikow, hielt die Selbstmordthese für unglaubwürdig.

Druck auf Opposition verstärkt

Vor den Präsidentenwahlen, die spätestens im Frühjahr 2011 standfinden sollen, hat Präsident Lukaschenko den Druck auf die Opposition verstärkt. Im März wurden die Redaktionsräume der Charta 97 von der Polizei durchsucht. Immer wieder kommt es zu Razzien und Festnahmen.

Ein Bericht des Europarates legt den Verdacht nahe, dass 1999 zahlreiche Lukaschenko-Gegner von sogenannten Todesschwadronen entführt und ermordet wurden. Ein wesentliches Anliegen der Oppositionskräfte ist es bis heute, das Andenken an diese Verschwundenen wachzuhalten.