UNO-Bericht: Viel mehr Opfer

Massenvergewaltigungen im Kongo

Nach den Massenvergewaltigungen in der Demokratischen Republik Kongo haben die Vereinten Nationen jetzt einen Bericht veröffentlicht. Aus diesem geht hervor, dass es viel mehr Opfer als vorerst angenommen gibt.

Es hätte auch in anderen Teilen des Landes im Laufe des Monats August weitere Gräueltaten gegeben. Die Opfer: Kinder im Alter von noch nicht einmal sieben Jahren. Der UNO-Sicherheitsrat will jetzt hart durchgreifen. Es werden Anklagen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erwogen.

Mittagsjournal, 08.09.2010

Unterlassung der UNO-Truppen

Das kleine Dorf Luvungi mit knapp 2.000 Einwohnern, liegt im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Der Alptraum beginnt am 30 Juli gegen halb 9. Eine gruppe von 350 Rebellen der Demokratischen Kräfte zur Befreiung Ruandas" (FDLR) und kongolesische Mai-Mai-Milizen kommt die Hauptstraße herunter. Sie teilen sich in Gruppen auf und stürmen die kleinen Lehmhütten.

Mit Waffen werden die anwesenden Männer in Schach gehalten, die Frauen werden ausgezogen und systematisch vergewaltigt. Zwei Stunden später verlassen die Rebellen das Dorf, ohne behelligt zu werden. Sie ziehen weiter. Drei Tage später kommt eine UNO-Patrouille in das Dorf. Sie berichtet von Plünderungen. Kein Wort über die Vergewaltigungen.

Bericht erschreckend

Nachdem die Presse von dem Vorfall erfährt und Zeugenaussagen veröffentlicht werden, wird der UNO-Sicherheitsrat mit dem Fall befasst und fordert einen Bericht. Dieser wurde gestern vom stellvertretende Generalsekretär für Friedensmissionen Atul Khare vorgelegt.

Der Bericht ist erschreckend. Es gibt anscheinend viel mehr Opfer als zuerst angenommen. Die Vergewaltigungen hätten sich über mehrere Tage erstreckt.

Zwar liege die Sicherheit der dortigen Bevölkerung vor allem in Händen der Regierung des Landes, das im Kongo stationierte UN-Blauhelmkontingent sei aber "gleichfalls gescheitert", sagt Atul Khare. Und er empfiehlt, die Verantwortlichen unter Anklage zu stellen.

UNO-Soldaten müssen fragen

In Zukunft soll die Situation verbessert werden. Denn die Blauhelmsoldaten, die in der Nähe stationiert waren, wurden von den Dorfbewohnern offensichtlich aus Angst vor Racheakten nicht herbeigerufen. Es habe keine Verbindung für Mobiltelefone gegeben und der Funkverkehr sei unzuverlässig, sagt Atul Khare.

Inzwischen habe die UN-Mission Maßnahmen zur Verbesserung der Kommunikation eingeleitet. Außerdem seien die Blauhelmsoldaten angewiesen, bei ihren Patrouillen in den besonders gefährdeten Regionen Standardfragen zu stellen und die Kontakte mit der Bevölkerung zu intensivieren.

Vergewaltigung alltäglich

In der Gegend gehören systematische Vergewaltigungen zur Standard- Waffe im Krieg, sagt auch die UN-Sonderbeauftragte gegen sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten, Margot Wallström: Und es kommt dazu, so Wallström weiter, dass Vergewaltigung so alltäglich geworden sind, dass sie keine Reaktionen mehr hervorrufen.

In der Tat sind die Zahlen erschreckend berichtet Atul Khare: Jedes Jahr wurden in 2008 und 2009 15000 Vergewaltigungen gemeldet, dass sind ungefähr 45 pro Tag. Und seien nur die, die gemeldet wurden.

Die UNO wird jetzt versuchen die Befehlskette zu rekonstruieren. Ist dies einmal geschehen so drohen den Anführern Anklagen wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.