"The American" kämpft mit seiner Vergangenheit
George Clooney als Bösewicht
Der Regisseur Anton Corbijn, ursprünglich Künstler-Fotograf, liefert mit "The American" seine zweite Filmarbeit. Der Streifen ist schwer in Genres einzuordnen, liegt er doch zwischen Western und Thriller - er spielt an einem abgelegenen Ort und der Protagonist kommt ohne High-Tech aus.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 14.09.2010
Ein Fotograf als Filmemacher
Eigentlich wurde der aus Holland stammende und in England lebende Regisseur Anton Corbijn als Fotograf bekannt, hat er doch so prominente Künstler wie David Bowie, Miles Davis, Björk, Robert de Niro, Clint Eastwood und Herbert Grönemeyer abgelichtet.
Zudem gestaltete er Musikvideos etwa für Depeche Mode und U2. 2007 drehte Corbijn sein Spielfilmdebut "Control", nun folgt mit "The American" seine zweite Kinoarbeit, in der George Clooney in der Hauptrolle zu sehen ist.
Ein schwieriger Ausstieg
Der Waffenschmied Jack (George Clooney) mit dubiosen Verbindungen zu Auftragskillern - er könnte auch selbst einer sein, doch das bleibt ungewiss - sucht einen Ausweg aus seinem zunehmend ermüdenden Geschäft.
Wie so oft ist das Aussteigen leichter gesagt als getan, denn die Vergangenheit hat im wahrsten Sinne des Wortes viele Leichen im Keller hinterlassen und die Verfolger sind nachtragend.
Kein klassischer Thriller
Regisseur Anton Corbijn schlägt in seinem Film "The American" nur zu Beginn den Weg eines klassischen Thrillers ein, dem üblichen Spiel von Verfolgern und Verfolgtem inklusive rasanter Action verweigert er sich bald und taucht vielmehr in die Psyche seines Protagonisten ein, in seine Schwächen und seine Sehnsucht nach einem völlig normalen Leben.
Hier gehe es nicht um das Schießen, sondern um einen Menschen, der durch die unvermutete Liebe zu einer Frau die Einsamkeit und Sinnlosigkeit seiner Existenz erkennt, meint Regisseur Corbijn.
Vorliebe für Mechanik
Jack wird in seinem Rückzugsort "The American" genannt. Es ist ein Dorf in den italienischen Abruzzen, ein Ort von zeitloser Schönheit, der auch gut zur altmodischen Kunst des Waffenschmieds passt. Sein Handy wirft der Amerikaner weg, Computer besitzt er keinen - er ist kein Mann digitaler Welten, sondern vielmehr mechanischer Vorlieben.
Es geht also um einen Fremden ohne Hintergrund an einem entlegenen Ort - eine Konstellation wie aus einem Western. Sein Film sei eine Mischung aus Western und Thriller, so Anton Corbijn. Wenn man nicht viel übers Filmemachen wisse, könne man seine eigene Sprache finden.
Spannung aus Gegensätzen
Das langjährig fotografisch geschulte Auge Corbijns dominiert die Bildwahl, der ruhige Erzählfluss und dezente Soundtrack von Herbert Grönemeyer sorgen zusätzlich für eine trügerische Idylle, in der aber eine innerlich gehetzte Seele nicht zur Ruhe kommen kann. Corbijns Kunst besteht darin, aus diesem Gegensatz einen ganzen Film lang die Spannung zu halten.