Überblick des aktuellen Musikschaffens

Austrian Music Awards

Donnerstagabend wird in der Wiener Stadthalle zum elften Mal der Amadeus-Award verliehen. Der Musikpreis geht an österreichische Künstler aus allen Bereichen der Unterhaltungsmusik und gewährt jedes Jahr einen Überblick über das aktuelle Musikschaffen hierzulande.

Doch wie definiert sich heute Popmusik made in Austria? Wer sind die prägenden Bands? Die großen Stars wie seinerzeit Udo Jürgens oder Falco fehlen heute, trotzdem hat sich gerade in den letzten Jahren einiges in der österreichischen Popbranche getan.

Anlässlich der Amadeus Austrian Music Awards widmen sich Kultur aktuell und das Kulturjournal am Donnerstag der Situation der österreichischen Pop-Musik.

Kultur aktuell, 16.09.2010

Internationale Beachtung

Der in England geborene Singer-Songwriter Christopher Taylor alias "Trouble over Tokyo" hatte auf der Berliner popkomm ebenso eine Bühne wie etwa die Indie-Band "Ginga", die als österreichischer Newcomer des Jahres gehandelt wird.

Gerade in den vergangenen Jahren haben österreichische Musiker auch international Beachtung finden. Die Branche spricht gar von einem kleinen "Wiener Popwunder", erklärt Hannes Tschürtz. Er betreibt die Wiener Musikagentur "ink", ist Mitgründer des Labels "Schoenwetter" und betreut neben "Trouble over Tokyo" auch vielbeachtete Künstler wie "Garish" oder Clara Luzia.

Mehr und bessere Produktionen

Österreich sei aus einem jahrelangen Dornröschenschlaf erwacht, so Tschürtz: "In den letzten vier bis sechs Jahren hat sich gewaltig viel getan, was die Quantität und auch die Qualität der Produktionen in Österreich betrifft. Es sind mittlerweile unfassbar viele extrem gute Bands in den verschiedensten Genres und Subgenres unterwegs. Es kommt schön langsam auch so weit, dass man international die Ohren aufsperrt und aufmerksam wird."

Er meint, dass in Österreich teilweise große professionelle Strukturen und Mechanismen fehlen, die es den Künstlern und Labels erleichtern, tatsächlich den Schritt ins Ausland zu gehen. Nur ein gutes Stück Musik zu haben sei in Tagen wie diesen absolut nicht genug.

Erfolge aus der Vergangenheit

Auch heute noch wird Popmusik aus Österreich mit den großen Namen der Vergangenheit assoziiert: Mit Udo Jürgens, Falco oder Wolfgang Ambros. Der Begriff "Austropop" sollte als Marke dienen - offen blieb freilich, was genau darunter zu verstehen war.

Große Beachtung fanden österreichische Künstler aber auch in den 90er-Jahren, im Jahrzehnt der elektronischen Musik: Allen voran das Projekt Kruder & Dorfmeister schaffte sich internationale Anerkennung, mit dem "Vienna Sound" entstand eine neue Marke.

Alte Probleme

Ein gemütlicher Sound, langsame Rhythmen - das passte zum gängigen Wien-Bild. Das Konzept funktionierte so lange, bis der Hype um elektronische Musik wieder nachließ, erklärt Christian Fuchs, Mitgründer der österreichischen Band "Bunny Lake": "Mit dem internationalen Comeback des Rock'n'Roll - wieder eher auch von New York oder London ausgehend - haben sich dann hier junge Bands gegründet, die wieder vor den alten Problemen gestanden sind."

Diese "alten Probleme" benennt Fuchs folgendermaßen: "Es gibt keine einheitliche Szenerie, es gibt keinen Trademark-Sound, die ganze Singer-Songwriter- und Gitarrenpoplandschaft ist ja unglaublich vielfältig im Moment - man weiß ja gar nicht mehr, wie viele Bands es gib. Aber es sind nur wenige darunter, die irgendetwas haben, wo ein Amerikaner oder ein Deutscher aufhorcht und sich denkt: 'Das gibt es bei uns nicht!'"

Optimismus für die Zukunft

Auch wenn noch keine der neu gegründeten Bands den internationalen Durchbruch geschafft hat: Die Szene ist aktiv, und zumindest einzelne Künstler konnten auf sich aufmerksam machen.

Das liege auch am Zusammenwirken gerade der kleineren Plattenlabels, meint Hannes Tschürtz: "Es gibt jetzt verstärkt Exportinitiativen und die Organisationen, die mehr oder weniger dafür verantwortlich sind, reden auch wieder miteinander - das ist in den letzten Jahren nicht wirklich intensiv passiert. Da tut sich extrem viel, und ich glaube, es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis wirklich wieder einmal ein einigermaßen großer internationaler Erfolg aus Österreich kommt."

Um auch in Deutschland oder Frankreich Fuß fassen zu können, so Tschürtz, fehle es der österreichischen Popbranche freilich an Kraft und an Geld.