Ablenken von der Krise
Mexiko feiert 200 Jahre Unabhängigkeit
In Mexiko City feierten bis tief in die Nacht zwei Millionen Menschen anlässlich des 200 Jahresjubiläums des mexikanischen Aufstandes gegen die spanische Kolonialmacht. Das besonders aufwendige Fest sollte offenbar auch von der tiefen Krise des Landes ablenken.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 16.09.2010
Megafest in Mexico City
"Viva la Revolucion": Vor 200 Jahren hat sich Mexiko auf den Weg in die Unabhängigkeit gemacht. Um daran zu erinnern fand gestern das bisher größte Fest in der Geschichte Mexikos statt. Hundert Tausende feierten gestern in den Straßen von Mexiko City mit Paraden, Konzerten und Feuerwerk. Traditioneller Höhepunkt wie immer "el grito", der sogenannte Schrei. Vor 200 Jahren war es der Aufruf zum Aufstand gegen die spanische Kolonialmacht, ausgestoßen von Mexikos Nationalheld Miguel Hidalgo, jetzt wird el grito alljährlich von Mexikos amtierendem Präsidenten vertont, am Balkon des Nationalpalastes.
30 Millionen Spektakel
Felipe Calderon hat sich die heurigen Feierlichkeiten über 30 Millionen Euro kosten lassen, bei einer aufwendigen Feuerwerks- und Lichtshow konnte man beobachten wie ein Engel über die Stadt aufsteigt. Das Spektakel von Licht und Schatten spiegle die Geschichte Mexikos wider sagt ein Live Kommentator im Fernsehen und erinnert daran, dass Mexiko auch schon in Vergangenheit durch schwierige Zeiten durchgekommen sei.
Tiefe Krise
Die Krise des Landes ist tief, nur einen Tag und eine Nacht lang konnte das spektakuläre Fest davon ablenken. Die Schatten, die sich über Mexiko gelegt haben kamen mit der Schweinegrippe und der Rezession und vor allem in Form der eskalierenden Drogenkriminalität. Der Tourismus, eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes, ist schwer angeschlagen. Die Gewalt hat heuer bereits Rekordwerte erreicht. Über 7.000 Menschen wurden im blutigen Drogenkrieg heuer bereits getötet, immer mehr lokale Politiker und Journalisten müssen um ihr Leben bangen und obwohl Präsident Felipe Calderon laufend Erfolge im Kampf gegen die mächtigen Drogenkartelle vermeldet, zweifeln viele daran, ob dieser Kampf jemals zu gewinnen ist. Die um sich greifende Gewalt widerspricht dem Präsidenten.
Keine Feiern im Norden
Die gestrigen Feierlichkeiten fanden unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt. In einigen Landesteilen im Norden des Landes wurde gar nicht gefeiert. Die Angst vor Anschlägen der Drogenbanden war hier zu groß und so verfolgten die Menschen das größte Fest in der Geschichte Mexikos über ihre Fernsehbildschirme.