Desaster in der Obersteiermark
SPÖ verliert in Kerngebieten
Der SPÖ konnte bei der Landtagswahl am Sonntag Platz eins halten. Die Sozialdemokraten mit Landeshauptmann Voves erlitten zwar Einbußen, hielten sich aber vor der ÖVP, die mit ihrem Spitzenkandidaten Schützenhöfer ebenfalls verlor. Verloren hat die SPÖ vor allem in ihren Kerngebieten in der Obersteiermark.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 27.09.2010
SPÖ verliert, FPÖ gewinnt
In seinem Heimatort konnte der steirische Landeshauptmann offenbar nicht restlos überzeugen. In Vasoldsberg bei Graz hat Franz Voves SPÖ ein Prozentpunkt verloren, die FPÖ dagegen fast 10 Prozentpunkte zugelegt. Doch Vasoldsberg ist ein kleiner Ort. Schmerzlicher waren für die SPÖ wohl ihre Verluste in den Kerngebieten in der Obersteiermark:
Im Industriebezirk Bruck/Mur etwa liefen der SPÖ 5.500 Wähler davon, was ein Minus von fast sieben Prozentpunkten bedeutet; In der Böhlerstadt Kapfenberg musste die SPÖ gar ein Minus von 10 Prozentpunkten auf knapp unter 60 Prozent hinnehmen; dort hat sich die FPÖ von gut 4 auf über 13 Prozent verdreifacht.
Lokale Ereignisse ausschlaggebend
Auch im obersteirischen Ausseerland hat die SPÖ ein Desaster erlebt: der Streit um die Absiedlung des lokalen Krankenhauses, die letztlich massive Bürgerproteste ÖVP und Grüne verhindert haben, bescherte der ÖVP den landesweit stärksten Zugewinn - fast plus 18 ; auch den Grünen ein kräftiges Plus von fast sieben Prozentpunkten.
der SPÖ dagegen ein sattes Minus von über 23 Prozentpunkten.
Die Debatte um die mögliche Wiederinbetriebnahme des weststeirischen Kohle-Kraftwerks Voitsberg hatte deutliche Auswirkungen auf das Wahlergebnis der Bezirkshauptstadt: Die SPÖ verlor dort kräftig um 8 Prozentpunkte, für die Grünen zahlte sich offenbar der Einsatz gegen das Kraftwerk aus: Sie verdoppelten sich von drei auf sechs Prozent.
Keine gemähten Wiesen
Sowenig wie sich die SPÖ offenbar noch auf ihre Hochburgen verlassen kann, sowenig anscheinend auch die ÖVP darauf, dass sie in den ländlichen Kleingemeinden quasi automatisch gewählt wird.
Kleine Orte in der Ost- und Weststeiermark haben diesmal teilweise ausgelassen: minus 20 Prozentpunkte setzte es etwa in Glojach im Bezirk Feldbach;
Die FPÖ musste letztlich Verluste just in jenen Orten hinnehmen, in denen FPÖ-Bürgermeister sich knapp vor der Wahl von ihrer Partei losgesagt haben.
Graz gegen den Trend
Und wie hat die Landeshauptstadt Graz gewählt? SPÖ minus 1, ÖVP minus drei, für die KPÖ ist das Ergebnis bitter: in ihrer ehemaligen Hochburg fiel sie von 14 auf unter 10 Prozent. Die Grünen konnten sich zwar um 2 Prozentpunkte steigern, die FPÖ aber gleich um sieben.
Nichtwähler wahlentscheidend
Die großen Parteien haben ihre Verluste vor allem den Nichtwählern zu verdanken. Untersucht wurden auch die Wahlmotive: ausschlaggebend in dem knappen Rennen um den ersten Platz dürfte die Person des Spitzenkandidaten gewesen sein. Die Wahlmotive hat im Auftrag des ORF das Institut für Strategieanalsysen untersucht.
Morgenjournal, 27.09.2010
Wählerströme, Peter Daser