Vorbereitungen für Weltklimagipfel in Mexiko

UN-Klimakonferenz erstmals in China

Mit Forderungen nach einer drastischen Verringerung der Treibhausgase hat am Montag eine sechstägige UN-Klimakonferenz in Tianjin begonnen. Rund 3000 Delegierte aus 160 Ländern sind zusammengetroffen, um nach dem gescheiterten Klimagipfel in Kopenhagen doch noch gemeinsame Ziele zu definieren und den nächsten Weltklimagipfel in Mexiko vorzubereiten.

Mittagsjournal, 4.10.2010

China ist größter Treibhausgasproduzent

Es ist ein passender Ort für ein Weltklimatreffen. Zum Großraum Tianjin, einer Industriestadt etwa zweieinhalb Autostunden südöstlich von Peking, gehört auch ein Handelshafen. Hier wird verschifft, was China produziert. Und weil China so viel produziert, ist es heute auch der größte Produzent von Treibhausgasen weltweit.

China hat die USA sowohl beim CO2-Ausstoß als auch beim Energieverbrauch überholt. Die Tendenz ist weiter steigend. 2012 läuft das Kyoto-Protokoll aus, ein Nachfolgevertrag wird dringend benötigt. Die UN-Klimakonferenz in Tianjin ist die letzte Verhandlungsrunde vor dem Weltklimagipfel, der im Dezember im mexikanischen Cancún stattfindet.

China: Bis 2020 Emissionen halbieren

Für zwei Drittel des weltweit steigenden Energieverbrauchs ist China verantwortlich. Daher ist es völlig undenkbar für China, sich zu einer absoluten Reduktion der Treibhausgase zu verpflichten. Umso weniger, da es auch von den USA keine Zusagen gibt.

Dass es bei dem Zusammentreffen in Tianjin irgendwelche Fortschritte gibt, schließt Xie Zhenhua, von der der Nationalen Reform- und Entwicklungskommission, daher aus: "In den USA fehlt eine Gesetzgebung zum Klimaschutz. Sicher haben die USA angesichts der Wirtschaftskrise innenpolitische Probleme. Aber haben wir in China etwa keine zu bewältigen? Wir müssen als Entwicklungsland gleichzeitig die Lebensbedingungen der Menschen verbessern und die Umwelt schützen."

Und dennoch habe man nationale Klimaziele. Im nächsten Fünfjahresplan, der im März verabschiedet wird, wird festgeschrieben, dass China bis zum Jahr 2020 pro erwirtschafteter Einheit des Bruttonationalprodukts um 40 bis 45 Prozent weniger Emissionen produziert als noch 2005.

Höhere Energieeffizienz ist Mammutaufgabe

Das bedeutet bei weiter steigender Wirtschaftsleistung keine Gesamtreduktion der Emissionen, sondern eine höhere Energieeffizienz. Eine Mammutaufgabe, wie der Umweltchef der nationalen Reform- und Entwicklungskommission einräumt. Xie Zhenhua ist ein ausgewiesener Umweltexperte in diesem chinesischen Supraministerium, das die Instanz in Fragen der Infrastruktur, Umwelt und Entwicklungspolitik ist. Zhenhua war außerdem Chefverhandler Chinas beim gescheiterten Klimagipfel in Kopenhagen.

Umweltexperte Xie Zhenhua will für sein Land einen innerstaatlichen Emissionshandel und differenzierte Klimaziele je nach Entwicklungsgrad der Provinzen: "Bei der Festlegung der Einsparungsziele nehmen wir schon im laufenden Fünfjahresplan Rücksicht auf die regionalen Bedingungen. So muss zum Beispiel die relativ rückständige Provinz Hainan nur 12 Prozent einsparen, während die am besten entwickelten Provinzen bis zu 22 Prozent einsparen müssen."

Geteilte, aber differenzierte Verantwortung: Das internationale Schlagwort Chinas wird also auch im Land selbst angewendet. Wobei es nicht immer ganz effizient zugeht. Jetzt, gegen Jahresende, versuchen die Provinzen die Vorgaben zu erreichen, indem einfach der Strom abgedreht wird.

China ist größter Investor in erneuerbare Energie

Bis 2020, so der Plan, soll der chinesische Energiebedarf zu 15 Prozent aus alternativen Quellen gedeckt werden. Das macht China bereits heute zum größten Investor in grüne Technologie weltweit. China ist aber nicht nur ein großer Verursacher, sondern auch ein Opfer des Klimawandels. Parallele Dürren und Überflutungen in diesem Jahr haben das wieder einmal gezeigt. Ein Klimafonds für die Ärmsten steht also auch in Tianjin wieder auf dem Programm. Und zumindest hier, so meinen Nichtregierungsorganisationen, sollte es Fortschritte geben.

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