Zahl der Unfälle kaum zurückgegangen

Studie: Kampagne gegen Alkolenker sinnlos

Verkehrspsychologen kritisieren die Wirksamkeit der vor einem Jahr gestarteten Kampagne "Gegen Alkohol am Steuer". Seither müssen alkoholisierte Autofahrer mit strengen Strafen rechnen und ein speziell entwickeltes Verkehrscoaching absolvieren. Die Kampagne hätte aber keine Wirkung gezeigt, besagt jetzt eine neue Studie.

Mittagsjournal, 4.10.2010

"Kampagne ist nutzlos"

Seit Herbst 2009 müssen alkoholisierte Autofahrer mit einem längeren Führerscheinentzug rechnen und all jene die mit 0,8 bis 1,2 Promille im Blut erwischt werden, müssen ein neu entwickeltes Verkehrscoaching absolvieren.

Jetzt melden sich die Verkehrspsychologen mit einer neuen Studie zu Wort. Sie haben die Unfallstatistiken untersucht und mehr als 600 Alkolenker anonym befragt. Das Ergebnis: Die Kampagne ist nutzlos, sagt der Leiter der Studie, Gregor Bartl. "Wir konnten aufzeigen, dass die Strafverschärfung ab September und die Alkohol-Medienkampagne ab November im fraglichen Zeitraum zu keiner Reduktion der Alkoholunfälle geführt haben." Denn während die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle in den ersten fünf Monaten um 5,4 Prozent zurückgegangen ist, ist die Zahl der Alkoholunfälle nur um 1,3 Prozent gesunken.

Verstärkte Kontrollen wirkungsvoller

Medienkampagnen seien bei Alkolenkern wirkungslos, sagt Bartl: "Aus der Sicht der anonym befragten Alkolenker haben nur fünf Prozent gesagt, dass Medienkampagnen etwas gegen Alkohol im Straßenverkehr nutzen würden. Die meisten meinen aber, dass verstärkte Alkoholkontrollen die einzig wirksame Waffe gegen Alkohol im Straßenverkehr ist."

"Nur Gesamtpaket wirksam"

Die Forderung nach mehr Polizeikontrollen kann auch Peter Felber vom Kuratorium für Verkehrssicherheit nachvollziehen. Allerdings versteht er die Kritik an der Medienkampagen nicht: "Verstärkte Verkehrskontrollen sind immer ein Thema, weil die natürlich auch dazu führen, dass weniger Verkehrsteilnehmer alkoholisiert fahren, aber ich brauche das Gesamtpaket: Kampagnen und Verkehrskontrollen."

Die Ergebnisse seien nicht seriös, da nur die Zahlen der ersten vier Monate nach Einführung der Kampagne beachtet worden sind, sagt Peter Felber:„Es ist glaube ich sehr unseriös, vier Monate heranzuziehen, das Verkehrscoaching wurde im September eingeführt und jeder weiß, dass man eigentlich vier bis sechs Monate Zeit hat es zu machen. Man müsste sich als den gesamten Zeitraum anschauen, das haben wir jetzt gemacht: Wir haben uns die Zahlen von September 2009 bis einschließlich Juli 2010, und da zeigt sich, dass es bei den Alkoholunfällen einen Rückgang von sechs Prozent gegeben hat. Das ist ein sehr gutes Ergebnis.“

"Auf andere Einflüsse zurückzuführen"

Der Verkehrspsychologe Gregor Bartl sieht das anders: "Die Medienkampagne und eine Strafverschärfung muss unmittelbar im Zeitraum dieser Monate wirken, wenn in vielen Monaten später etwas wirkt, dann ist das auf andere Einflüsse zurückzuführen." Die Verkehrspsychologen fordern jetzt eine neue Beurteilung der Maßnahmen.