Autor ist "sehr gerührt und begeistert"

Literaturnobelpreis an Mario Vargas Llosa

Der Literatur-Nobelpreis 2010 geht an den 74-jährigen peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa. Das gab die Schwedische Akademie heute, Donnerstag, in Stockholm bekannt.

Der Autor erhalte die Auszeichnung für seine "Kartographie der Machtstrukturen und scharfkantigen Bilder individuellen Widerstands, des Aufruhrs und der Niederlage", so die Begründung des Nobelpreiskommittees.

Kulturjournal, 07.10.2010

Mario Vargas Llosa hat mehr als 30 Romane und Theaterstücke sowie zahlreiche Essays geschrieben. Zu seinen bekanntesten Werken gehören "Gespräch in der Kathedrale" und "Die Stadt und die Hunde".

1995 erhielt er den Cervantes-Preis, die höchste Auszeichnung in der spanischsprachigen Literaturwelt. Im Jahr darauf nahm er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegen.

Vargas Llosa war auch politisch tätig. Mit einem rechtsliberalen Programm unterlag er 1990 bei der Präsidentenwahl in Peru.

Kulturjournal, 07.10.2010

Reaktionen auf die Vergabe

Gerührter Autor

Der frisch gekürte Nobelpreisgewinner habe "sehr gerührt und begeistert" auf die Zuerkennung des Literaturnobelpreises reagiert. Das berichtete der Chef der schwedischen Nobel-Jury, Peter Englund, nach der Bekanntgabe der Entscheidung am Donnerstag. Llosa hält sich in New York auf, wo er an der Princeton-Universität lehrt.

"Er war schon um fünf Uhr aufgestanden, um sich auf eine Vorlesung vorzubereiten. Unseren Anruf bekam er um viertel vor sieben und war schon kräftig am Arbeiten", berichtete Englund. Llosa habe angekündigt, dass er zur Preisverleihung am 10. Dezember nach Stockholm kommen wolle.

Pendler zwischen den Welten

Die Hälfte seiner Erwachsenenjahre hat der berühmteste Autor des Andenstaates in Europa und Nordamerika gearbeitet. Trotz seines Nomadenlebens - Vargas Llosa bewohnte nach eigenen Angaben mehr als 40 Häuser - handeln nur drei seiner vielen Romane nicht von der peruanischen Heimat: "Der Krieg am Ende der Welt" sowie die beiden neueren Werke "La Fiesta del Chivo" (Das Fest des Ziegenbocks) und "El Paraíso en la otra esquina" (Das Paradies ist anderswo). Sein 2006 erschienener Roman "Das böse Mädchen" spielt teils in Peru, teils in Europa.

Die übliche Kremologie

Mit dem Peruaner Vargas Llosa kommt der Träger des Literaturnobelpreises zum sechsten Mal aus Lateinamerika. Seine Vorgänger waren Octavio Paz (1990, Mexiko), Gabriel García Márquez (1982, Kolumbien), Pablo Neruda (1971, Chile), Miguel Angel Asturias (1967, Guatemala) und Gabriela Mistral (1945, Chile).

Einschließlich des türkischen Autors Orhan Pamuk (2006) haben die schwedischen Juroren den begehrtesten Literaturpreis der Welt zuletzt sechsmal in Folge an Europäer vergeben. Die Wetteinsätze dieses Jahr hätten daher auf eine Entscheidung zwischen den USA und Afrika hingedeutet, zitierte die schwedische Tageszeitung "Svenska Dagbladet" am Mittwoch Joakim Rönngren vom Wettbüro Ladbrokes.

Auf die Ladbrokes-Listen wird seit einigen Jahren besonders aufmerksam geschaut, seit die Einsätze auf jeweils spätere Sieger kurz vor der Bekanntgabe förmlich explodierten. Das signalisiert in diesem Jahr am ehesten die Vergabe an den Romancier McCarthy ("Die Straße", "Kein Land für alte Männer").

Als Favoriten galten den Buchmachern neben McCarthy, der Japaner Haruki Murakami und der in den USA lebende Kenianer Ngugi wa Thiong'o. Außenseiterchancen wurden den Lyrikern Tomas Tranströmer aus Schweden, Ko Un aus Südkorea sowie dem in Frankreich lebenden syrisch-libanesischen Autor Adonis eingeräumt. Auch Thomas Pynchon, Philip Roth und Joyce Carol Oates standen - wie schon in den Jahren zuvor - auf so manchen Listen.

Wichtigste literarische Auszeichnung

Der Nobelpreis für Literatur gilt als wichtigste literarische Auszeichnung der Welt. Er wird seit 1901 fast jährlich vergeben. Der schwedische Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) hatte in seinem Testament bestimmt, dass derjenige den Preis erhält, "der in der Literatur das Ausgezeichnetste in idealistischer Richtung hervorgebracht hat". Das Werk soll von sehr hohem literarischen Rang sein und dem Wohle der Menschheit dienen. Nobel selbst gilt als literarisch sehr interessiert.

Der von der Schwedischen Akademie vergebene Nobelpreis ist inzwischen mit zehn Millionen Schwedischen Kronen - etwa einer Million Euro - dotiert. Er wird jeweils am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters, in Stockholm überreicht.

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