Ministerpräsident Orbán besucht verseuchtes Gebiet
Hilfsfonds für Opfer des Giftschlamms
Geringe Spuren des Giftschlammes aus dem ungarischen Aluminiumwerk haben bereits die Mündung der Raab in die Donau erreicht, sagt die ungarische Wasserbehörde. Der ungarische Premierminister Viktor Orbán hat heute Vormittag die betroffenen Dörfer besucht, er verspricht einen Hilfsfonds für die Opfer.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 07.10.2010
Ministerpräsident Orbán schockiert
Der große glänzend schwarze Dienstwagen ist mit rotem Schlamm bespritzt, Premierminister Orbán besucht die verseuchten Dörfer, die unbewohnbar geworden sind. Er ist sichtlich schockiert. Orbán: "Was ich gesehen habe, ist einfach schrecklich. Das ist das erste Mal, dass eine so große Umwelttragödie hier in Ungarn passiert. Die Menschen sind verzweifelt, sie haben jedes Vertrauen verloren. Vor zwei Wochen gab es eine Überprüfung des Auffangbeckens und in dem offiziellen Bericht hieß es, alles sei in Ordnung. Sie können hier sehen, was alles in Ordnung bedeutet. "
Erste Spuren giftiger Stoffe in Donau
In dem Fluss Marcal sind überall tote Fische und Wasservögel zu sehen. Mit Baggern wurde Zement hinein geschüttet. Man hat auch versucht, mit Säure die giftige Lauge zu neutralisieren. Doch die giftigen Stoffe haben sich durch die Flut bereits weit verteilt. Ein Teil der Lauge ist bereits in der Raab. Selbst schon dort, wo die Raab in die Donau mündet, wurden erste Spuren davon gemessen.
Orbán spricht von einer ökologischen Katastrophe: "Die Umweltverschmutzung ist das schlimmste nach dem Verlust von Menschenleben. Wir wissen leider noch nicht genau das Ausmaß: Wie viel es war, wie tief das geht und welche Wirkung die Problemstoffe haben. Es ist auf jeden Fall eine große ökologische Katastrophe und wegen der Flüsse wird es auch Auswirkungen viele Kilometer entfernt von hier geben."
Hilfe internationaler Experten angefordert
Orbán will internationale Experten beiziehen, von finanzieller Hilfe zum Beispiel aus der EU spricht er derzeit nicht. Zunächst will er als Soforthilfe einen Fonds für die Dorfbewohner einrichten: "Ich werde einen Appell an die die reichen Ungarn im Ausland richten und sie bitten, in einen Opferfonds einzuzahlen, damit den armen Leute hier geholfen werden kann."
Verfahren gegen Fabriksbetreiber
Gegen das Unternehmen, dem das Giftreservoir gehört, wurde eine Untersuchung eingeleitet. Doch Umweltorganisationen warnen, dass es noch zig solcher Giftbomben in Ungarn und in den anderen ehemaligen Ostblockländern gibt.